Zeitgeschehen im Brennglas eines Unternehmens

Zeitgeschehen im Brennglas eines Unternehmens
Nazhmiddin Bahkridinov aus Tadshikistan gehört zu den ausländischen Beschäftigten in der ca. 330 Mitarbeiter zählenden Belegschaft beim Werkzeugmaschinenhersteller NSH in Chemnitz. Foto: NSH Group
20.06.2023 | Redaktion Autoland

Wie in einem Brennglas bündeln sich beim Chemnitzer Unternehmen NSH Niles-Simmons-Hegenscheidt die Herausforderungen aus dem aktuellen Zeitgeschehen. Dekarbonisierung, Demografie sowie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wirken sich direkt auf die Arbeit des Werkzeugmaschinenbauers aus. Die in Deutschland, den USA und China produzierende Gruppe generiert daraus neue Chancen.

NSH überwindet Corona-Tief

Wieder von einem „vollen Haus“ spricht Prof. Dr. Hans J. Naumann beim Besuch des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig bei NSH. Das Unternehmen habe Aufträge bis Mitte des nächsten Jahres, betont der 88-jährige geschäftsführende Gesellschafter der NSH Group. Dass das Corona-Tief überwunden ist, zeigt sich in den Hallen des Chemnitzer Werkzeugmaschinenherstellers. Hier reiht sich Maschine an Maschine in verschiedenen Stadien der Fertigstellung.

Maschinen für E-Mobilität und Wasserstoffwirtschaft

Ein Baustein der positiven Entwicklung ist laut Prof. Naumann das Anpassen an neue Technologien. NSH hat u. a. eine Maschine entwickelt, auf der Statorgehäuse für Elektromotoren bearbeitet werden. Das Unternehmen reagiert damit auf die Transformation der Mobilität. Die Fertigung dieser Gehäuse werde einen ähnlichen Stellenwert einnehmen wie bisher die Produktion von Kurbelwellen. NSH gehörte zu den führenden Ausrüstern für die Hersteller dieser und weiterer Komponenten für fossil betriebene Verbrennungsmotoren. Maschinen und Anlagen in diesem Segment sorgten in der Vergangenheit für etwa 30 bis 40 Prozent des Umsatzes. Heute beträgt dieser Anteil weniger als zehn Prozent.

Auch die Wasserstoffwirtschaft sorgt für neues Geschäft. NSH-Geschäftsführer Klaus Kräher zeigt auf Maschinen, die für Linamar im nahen Crimmitschau bestimmt sind. Der Automobilzulieferer, der sich ebenfalls auf die Energie- und Verkehrswende einstellt, produziert damit zukünftig Ringe für Elektrolyseure. Diese wiederum kommen in Anlagen des Dresdner Wasserstoffspezialisten Sunfire zum Einsatz.

Großauftrag aus der Ukraine

Länger als üblich dauern Fertigstellung und Auslieferung zwei weiterer Maschinen in der Halle. Geordert hat sie der ukrainische Flugzeugbauer Antonov Ende 2021. Nach Kriegsausbruch im Februar 2022 gab es erst einmal ein Bearbeitungsstopp, berichtet Klaus Kräher. Der Kunde halte jedoch am Auftrag fest. Im Oktober dieses Jahres sollen die Bearbeitungszentren zum Kunden gehen. Vorher erfolgt die Ausbildung ukrainischer Bediener in Chemnitz.

An diesen Anlagen arbeitet auch Mechatroniker Nazhmiddin Bahkridinov aus Tadshikistan, einer von rund einem Dutzend ausländischer Beschäftigter in der ca. 330 Mitarbeiter zählenden Belegschaft in Chemnitz. Der Mix von Beschäftigten aus den unterschiedlichsten Nationalitäten sei bereits seit Jahren eine gute und wichtige Basis für den weltweiten Erfolg, so Gesellschafter und Geschäftsführer. Das Unternehmen erzielt 70 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Vor den europäischen Sanktionen gehörte der russische Eisenbahnsektor zu einem großen Absatzmarkt.

Wachsende Umsätze

Dank der Aktivitäten im Bereich neuer Technologien und der Gewinnung neuer Kunden erreicht NSH in diesem Jahr wieder das Vor-Corona-Niveau. Klaus Kräher beziffert den für 2023 prognostizierten Umsatz auf 85 Millionen Euro. Im nächsten Jahr sollen es noch fünf Millionen Euro mehr sein.

Zu NSH gehören neben dem Stammhaus in Chemnitz mit dem Schleifmaschinenhersteller WEMA Glauchau und dem Sondermaschinenbauer Rasoma Döbeln weitere sächsische Standorte. Darüber hinaus ist NSH in Erkelenz/Nordrhein-Westfalen sowie in den USA und in China mit Produktionswerken aktiv. Insgesamt sind ca. 1.400 Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel in Sachsen, für NSH Group tätig. Sie erwirtschaften einen Jahresumsatz von knapp 450 Millionen Euro.

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