Am Abend des 9. September 2019 fiel in der Frankfurter Messehalle 3 der Vorhang für eine Weltpremiere, gebaut im Autoland Sachsen: Der VW ID.3 wurde den Journalisten vor Ort sowie zahlreichen weiteren Interessenten per Internet präsentiert. Mit dem ersten Fahrzeug auf Basis des Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) setzt Volkswagen nach Käfer und Golf einen weiteren Mobilitäts-Meilenstein, der für Sachsen von besonderer Bedeutung ist.
Bei der Volkswagen Sachsen GmbH in Zwickau wurden nicht nur die ersten 400 Vorserienfahrzeuge des ID.3 gebaut; ab 2021 werden ausschließlich E-Autos verschiedener Konzernmarken aus den Hallen rollen – bis zu 330.000 pro Jahr und damit rund zehn Prozent mehr als es die bisherige Kapazität erlaubt. Der Standort wird für diesen Paradigmenwechsel komplett gedreht, die Mitarbeiter werden mit teilweise völlig neuen Methoden für die neuen Aufgaben qualifiziert. Zwickau ist damit Vorreiter im Konzern und steht an erster Stelle für den Wandel, den Volkswagen gerade vollzieht, um den Dieselskandal hinter sich zu lassen und den wachsenden Klimaschutzanforderungen gerecht zu werden. „Der ID.3 wird mehr als ein neues Modell sein. Das ist das Auto, das von uns jetzt erwartet wird. Das Auto, das wir auch selbst von uns erwarten. Ein Volkswagen, der das Elektroauto von der Nische in die Mitte der Gesellschaft bringt und für jeden erreichbar macht“, formulierte der VW-Vorstandsvorsitzende Dr. Herbert Diess den Anspruch, den der Automobilhersteller mit diesem Fahrzeug verbindet.
Ob und wie er sich erfüllen wird, liegt bei den Kunden. Die ersten Reaktionen werden die Besitzer des auf 30.000 Stück limitierten Sondermodells ID.3 First Edition liefern, die ihre Fahrzeuge ab Frühjahr 2020 erhalten. Das Vorbestellungs-Kontingent ist derzeit ausgebucht. Die Aktion geht jedoch weiter, da bestehende Reservierungen noch storniert werden können.
Auf das Käuferurteil sind ebenso die Zulieferer und Dienstleister gespannt, die für die neuen E-Modelle aus Zwickau arbeiten. Denn auch für ihr Geschäft hängt viel davon ab, wie sich die Fahrzeuge bewähren und die Nachfrage entwickelt. Wichtig hierfür ist, dass sich die infrastrukturellen Rahmenbedingungen – Stichwort Lademöglichkeiten und unkomplizierte Förderszenarien – verbessern. Diese Hausaufgaben müssen die politisch Verantwortlichen in Bund und Land mit deutlich höherem Tempo und Engagement erledigen als bisher. Vielleicht hilft das jetzt offiziell sichtbare erste MEB-Fahrzeug, hier mindestens einen Gang zuzulegen. Und vielleicht überzeugt das auch die Zweifler unter den Unternehmern, die nicht an einen Hochlauf der E-Mobilität glauben, ihre Strategien zu überdenken und Angebote für nächste neue Fahrzeuggenerationen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu unterbreiten.