Was 1904 mit einem Horch 14-17 PS begann, endete am 26. Juni 2020 mit einem 2-Liter benzinbetriebenen VW Golf R Variant: In Zwickau rollte an diesem Tag der letzte Pkw mit Verbrennungsmotor vom Band. Zugleich markiert der Termin, dass der von Volkswagen beschrittene Weg zur E-Mobilität mit dem Standort Zwickau als Leitwerk unumkehrbar ist. Ab jetzt werden hier nur noch E-Fahrzeuge gebaut.
Ein Teil des Werkes ist bereits für die Fertigung der MEB-Stromer umgerüstet, seit November 2019 wird – mit Corona-bedingten Unterbrechungen – der ID.3 produziert. Noch in diesem Sommer soll die Produktion des E-SUV ID.4 folgen. Aktuell wird der Bereich, in dem bisher der Golf Variant gefertigt wurde, ebenfalls für die E-Fahrzeugproduktion umgebaut. Diese soll Ende 2020 mit dem ID.4 beginnen. Perspektivisch ist auf dieser Linie auch ein E-SUV der Marke Audi geplant. 2021 werden sechs Elektromodelle der Marken Volkswagen, Audi und Seat in Zwickau produziert. Die Jahreskapazität soll dann auf bis zu 330.000 Einheiten steigen.
Reinhard de Vries, Geschäftsführer Technik und Logistik von Volkswagen Sachsen, sagte dazu: „Für uns ist heute ein historischer Tag. Wir sind stolz auf unsere bisherige Leistung und haben gleichzeitig große Lust auf das, was vor uns liegt. Die Elektromobilität wird weiter kräftig Fahrt aufnehmen. Die Nachfrage werden wir aus Zwickau heraus bedienen: Schon im nächsten Jahr haben wir eine Kapazität geschaffen, um 330.000 Fahrzeuge zu bauen.“
Jens Rothe, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Volkswagen Sachsen, betont: „Zwickau ist der traditionsreichste Standort in der deutschen Automobilindustrie. Unsere Mannschaft hat stets ihre Leistung gebracht und qualitativ tolle Fahrzeuge gebaut. Wir haben uns im Konzern das Vertrauen erworben, als erster Standort in die vollelektrische Großserie zu gehen. Damit ist das Fahrzeugwerk Zwickau zukunftsfest aufgestellt.“
In der 116-jährigen Automobilbau-Geschichte Zwickaus wurden 9,5 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotor gebaut: Rund 370.000 Horch, Audi, DKW und IFA entstanden von 1904 bis 1959. Zwischen 1957 und 1991 folgten über drei Millionen Trabant. Seit 1990 wurden mehr als sechs Millionen VW produziert.
Das allererste Horch-Fahrzeug aus Zwickau, ein H 14-17 PS, bauen Mitglieder des Horch Museum-Fördervereins mit weiteren Enthusiasten derzeit so originalgetreu wie möglich nach, um zukünftig den Anfang des Zwickauer Automobilbaus an einem fahrfähigen Objekt im Museum zu demonstrieren. Der letzte „Verbrenner“ aus Zwickau, der VW Golf R Variant in Oryxweiß Perlmutteffekt wurde für einen Kunden in Deutschland gefertigt.