VW Zwickau presst ab sofort alle Außenhaut-Teile für die aktuell gefertigten sechs Elektro-Modelle vor Ort. Möglich macht das die nunmehr offiziell in Betrieb genommene Erweiterung des Presswerks. Diese Investition von 74 Millionen Euro trägt bei, jährlich mehr als 9.000 direkte Lkw-Fahrten für den Karosseriebau und damit 5.800 Tonnen CO2 einzusparen.
Christian Vollmer, Vorstand Produktion und Logistik der Marke Volkswagen, betonte bei dem Festakt die Vorbild- und Vorreiterrolle von Zwickau für eine bilanziell CO2-neutrale Produktion aller MEB-Standorte in Europa. Das neue Presswerk sei auf dem „Way to Zero“ ein wichtiger Meilenstein. Bis 2025 will VW die Umweltbelastung seiner Produktion um 45 Prozent gegenüber 2010 pro Fahrzeug reduzieren.
Signifikante Senkung der Logistik-Kosten und CO2-Emissionen
Die Erweiterung des Presswerks ist mit 74 Millionen Euro eine der größten Einzelinvestitionen im Zuge der Transformation des Standorts. Auf einer zusätzlichen Fläche von 8.400 Quadratmetern sind neben einer XL-Presse auch eine automatische Abstapelanlage und ein 30 Meter hohes Hochregallager für die Logistik in Betrieb genommen worden. Allein die Kosten für das Hochregallager haben 23 Millionen Euro betragen. Von nun an können alle erforderlichen Außenhaut-Karosserieteile, wie etwa Türen und Heckklappen, für die in Zwickau gefertigten Elektro-Modelle vor Ort gepresst werden. Die vormalige Anlieferung aus anderen Standorten wie Emden und Wolfsburg entfällt. So werden jährlich mehr als 9.000 Lkw-Fahrten und 5.800 Tonnen CO2 vermieden – das entspricht einem Anteil von 16 Prozent des direkten Lkw-Volumens für den Karosseriebau im Werk Zwickau.
XL-Presse: Hochmodern und effizient
Herzstück der Erweiterung ist die neue, 180 Tonnen schwere XL-Presse von Schuler. Sie gilt als eine der modernsten Pressen der Automobilindustrie weltweit. Ihre Presskraft liegt bei 6.900 Tonnen, aufgeteilt in fünf Stufen. Mit 10.800 Presshüben am Tag ist die 92 Meter lange, 22 Meter breite und 12 Meter hohe Presse sehr leistungsfähig. Ein entscheidender Grund dafür ist der Antrieb. Erstmalig wird im Volkswagen Konzern auf einen Mix aus konventioneller und Servo-Technik innerhalb einer Presse gesetzt. So vereinen sich in Zwickau die Vorteile beider Techniken: Durch die hohe Geschwindigkeit werden viele Teile gepresst, andererseits wird durch das sehr präzise Arbeiten höchste Qualität sichergestellt.
Zwickau ist zweitgrößtes Presswerk der Marke VW
Nach dem Stammwerk in Wolfsburg verfügt das Fahrzeugwerk Zwickau nun über das zweitgrößte Presswerk innerhalb der Marke Volkswagen. Im Schnitt wurden in Westsachsen in den vergangenen zehn Jahren rund 20 Millionen Teile pro Jahr produziert. Mit der neuen XL-Presse wird die Ausbringung bis Anfang 2022 auf bis zu 30 Millionen Teile pro Jahr gesteigert, die nach wie vor teilweise auch an andere Konzernstandorte geliefert werden.
Transformation des Standorts wird 2021 abgeschlossen sein
Zwickau spielt für den Systemwechsel in Richtung E-Mobilität eine Schlüsselrolle: Erstmals wird eine große Autofabrik mit Investitionen von rund 1,2 Milliarden Euro komplett auf die Elektromobilität umgerüstet. Alle Umbauten werden plangemäß in diesem Jahr abgeschlossen sein. Die Umstellung des Werks erfolgt seit 2018 schrittweise und im laufenden Betrieb. Seitdem wurden Karosseriebau, Lackiererei und Infrastruktur umfangreich modernisiert und erneuert. Unter anderem musste die gesamte Fördertechnik auf die Elektroautos vorbereitet werden. Zudem wurden beide Fertigungslinien in der Montage umgestellt. Mit nun rund 1.700 Robotern im Karosseriebau und der Montage, fahrerlosen Transportsystemen und vollautomatisierten Fertigungsprozessen zeigt Zwickau, wie eine zukunftsweisende Volumenproduktion von Elektroautos heute aussieht.
Das Video (zu sehen über You Tube) gibt einen Einblick in die Erweiterung des Presswerks.