Effiziente Vernetzung

Das direkte Gespräch stand im Vordergrund beim Vernetzungstreffen von SAENA und AMZ
Das direkte Gespräch stand im Vordergrund beim Vernetzungstreffen von SAENA und AMZ am 13. November 2017 in Dresden. (Foto: Ina Reichel)
15.11.2017 | Redaktion Autoland

Einen Überblick über die vielfältigen sächsischen Kompetenzen auf dem Gebiet effizienter Mobilität bot das Vernetzungstreffen der Sächsischen Energieagentur SAENA und des Automobilzuliefernetzwerks AMZ am 13. November 2017 in Dresden. Das  Ganztagsformat bestach vor allem durch die kompakte und kurzweilige Darstellung neuer Wertschöpfungsansätze für Elektromobilität und intelligente Verkehrssysteme sowie durch die konkret offerierten Möglichkeiten zur Vernetzung.

Mehr als 200 Interessenten, darunter über 140 Vertreter aus der Wirtschaft, nutzten diesen Tag, um sich über Technologien, Produkte oder Dienstleistungen rund um alternative Antriebe oder automatisiertes bzw. vernetztes Fahren zu informieren. 19 Gründer bzw. Repräsentanten von Unternehmen sowie Forscher aus Sachsen stellten ihre Potenziale für effiziente und intelligente Mobilität in Fünf-Minuten-Vorträgen vor und diskutierten anschließend mit dem Publikum.

Der erste Block befasste sich mit den Themen Fahrzeug, Antrieb, Produktion und Entwicklung. Hier zeigte Andy Illgen auf, wie sein junges Unternehmen Framo Nutzfahrzeuge im Bereich 7,5 bis 44 Tonnen vorwiegend für Aufgaben in der Werkslogistik elektrifiziert. Markus Heinich von Hörmann Rail & Road stellte das Car-Sharing-Projekt ESPRIT, bei dem bis zu acht E-Fahrzeuge gekoppelt werden können, als eine mögliche Lösung für individuellen Zubringerverkehr aus Vorstädten in die City oder zu Bahnhöfen vor. Maximilian Frydetzki von binova präsentierte einen innovativen E-Direktantrieb für Personen- und Lastenfahrräder. Die Möglichkeiten von Lasertechnologien bei der effizienten Produktion von Batterien und E-Motoren beleuchtete Dr. Jens Standfuß vom Fraunhofer IWS. Wie multiphysikalische Simulationssoftware beiträgt, komplexe mechatronische Zusammenhänge zu beherrschen, legte Torsten Bahnert von der ESI ITI Group dar.

Mehr als 200 Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, sich über neueste Entwicklungen zur effizienten Mobilität aus Sachsen zu informieren.

Mehr als 200 Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, sich über neueste Entwicklungen zur effizienten Mobilität aus Sachsen zu informieren. (Foto: Ina Reichel)

Energie rund um das Fahrzeug

Das Thema Energie rund um das Fahrzeug dominierte den zweiten Vortragsblock. Dr. Martin Schuster stellte mit Litarion das derzeit größte europäische Unternehmen im Bereich Lithium-Ionen-Zellfertigung vor. Skalierbare Batteriesysteme aus Rundzellen mit hoher Variabilität beim Bauraum sind Gegenstand der TU-Dresden-Ausgründung SCABA, wie Sebastian Prengel erläuterte. Dr. Tilmann Leisegang von der TU Bergakademie Freiberg informierte zum Forschungsstand bei der Aluminium-Ionen-Batterie als Post-Lithium-Technologie. Prof. Dr. Thomas von Unwerth von der TU Chemnitz warb für HZwo, ein sächsischer Cluster, der die Brennstoffzelle als notwendige Komponente einer Langstrecken-Elektromobilität fit für die Großserienfertigung machen will. Dr. Sven Klausner vom Fraunhofer IVI präsentierte ein Unterbodenladesystem zur vollautomatischen Schnellladung elektrischer Lieferfahrzeuge und Pkw. Die Systementwicklung erfolgt mit der IAV.

Deren Repräsentant Dr. Frank Schrödel sprach im nächsten Themenblock automatisiertes/vernetztes Fahren zu den insbesondere in den vergangenen fünf Jahren aufgebauten Kompetenzen im Bereich hochautomatisiertes Fahren. Dr. Lorenzo Matassini von First Sensor Mobility vermittelte einen Einblick in Entwicklung und Produktion von Systemen für den „Rundumblick“ eines Fahrzeugs. Das Portfolio von FusionSystems zur Fusion von Sensor- und Kartendaten für das automatisierte Fahren erklärte Oliver Fohl. Marcel Tkocz von Baselabs erläuterte, wie mit Software-Tools die Entwicklung von Sensorsystemen unterstützt wird.

Mensch-Maschine-Interaktion

Der vierte Themenblock widmete sich der Mensch-Maschine-Interaktion. Daniel Rabe von Preh Car Connect zeigte auf, wie nutzerfreundliche Mobilität durch cloudbasierte Navigations-Lösungen verkehrsträgerübergreifend gewährt werden kann. Mathias Schneider von Linguwerk informierte zu Entwicklungen bei Spracherkennung und Gestensteuerung. Prof. Dr. Christian-Alexander Bunge von der Hochschule für Telekommunikation berichtete über die Kombinationsmöglichkeiten von Beleuchtung und Kommunikation, z. B. der Nutzung von moduliertem Licht für die Informationsübertragung. Sebastian Schramm und Tarik Mian von LoyalGo und Andreas Jaumann von Smart City System stellten ein E-Ladesystem und einen Parksensor vor. Die Ladesäule fungiert zugleich als Litfaßsäule und macht die Fahrzeuginsassen auf Geschäfte in der unmittelbaren Umgebung aufmerksam, die während des Ladevorgangs aufgesucht werden können. Der Parksensor informiert über das Ladeende und kann bei unberechtigter Nutzung dieses Platzes auch zum „Knöllchen“ führen. Erschütterungen und Unebenheiten bis zu 1,5 Zentimeter erfasst die Straßenzustands-Software von Cyface, die Dirk Ackner präsentierte.

Startup-Finanzierung ist Achillesferse

Moderator Martin Grismajer von der SAENA-Kompetenzstelle Effiziente Mobilität Sachsen hatte bei allen Vorträgen nicht nur die Zeit im Auge, denn die fünf Minuten wurden mit einem Kreis symbolisiert, der sich im Uhrzeigersinn von Grün über Gelb zu Rot verfärbte. Er hakte bei den Referenten nach, welche Wertschöpfungspotenziale für Sachsen aus ihren Entwicklungen ergeben und wollte ebenso wissen, bei welchen Aufgaben Unterstützung notwendig ist. Unisono zeigten die jungen Gründer auf, dass die Finanzierung von Innovationen viel Zeit und Kraft bindet und hier mehr Hilfe gebraucht wird.

Über die Kurzpräsentationen hinaus wurden in zwei Keynotes strategische Themen der automobilen Transformation beleuchtet. Dirk Vogel vom Netzwerk AMZ blickte auf das in einer Studie analysierte Szenario 2025 für die sächsische Automobilzulieferindustrie. Der größte Umbauprozess werde im Antriebsstrang stattfinden. Getrieben durch das vernetzte und automatisierte Fahren sind hohe Wertschöpfungszuwächse bei elektronischen Komplettsystemen und Komponenten sowie Software zu erwarten. Hier müssen sächsische Unternehmen noch mehr tun, ebenso beim Thema Funktionsintegration im Interieur. Gut unterwegs ist das Autoland Sachsen bereits im Leichtbau.

Die steigende Spannung im Antriebsstrang thematisierte Dr. Oliver Maiwald von Continental. Er stellte u. a. Potenziale der 48-Volt-Elektrifizierung für Kraftstoff- und CO2-Reduzierung vor.

Vernetzung offen und „versteckt“

Offene Kontaktanbahnung über die Suche-Biete-Tafel.

Offene Kontaktanbahnung über die Suche-Biete-Tafel… (Foto: Ina Reichel)

Gemäß dem Anliegen der Veranstaltung nahm die Vernetzung breiten Raum ein. Dazu gab es reichlich Gelegenheit – direkt in der Diskussion nach den Vorträgen sowie in den Pausen, offen auf einer Suche-Biete-Tafel und auch „versteckt“ mittels Visitenkarteneinwurf in blickdichte Umschläge, die an die Referenten adressiert waren. 132 Visitenkarten wechselten auf letztgenannte Art den Besitzer.

versteckte Kontaktanbahnung über blickdichte Umschläge.

…und „versteckt“ über die an die Referenten adressierten blickdichten Umschläge. (Foto: Ina Reichel)

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