Die Gründerszene in Sachsen bekommt Unterstützung aus den USA. Das globale Investorennetzwerk Techstars hat den Standort im Osten Deutschlands ins Visier genommen. Sachsen kann nun mit den führenden Metropolregionen des Kontinents gleichziehen.
Frank Alfano, einer der Köpfe des Investorennetzwerkes Techstars aus Colorado, besuchte kürzlich Gründer, Startup-Unterstützer und Wissenschaftler in Chemnitz, Dresden und Leipzig. Das Treffen organisierten Vertreter der Unternehmensberatung Wegvisor, des Q-HUB Chemnitz, der TU Chemnitz, der KOMSA AG und des Sächsischen Landtages.
Zurück in den Vereinigten Staaten zog Frank Alfano gegenüber den Gastgebern vom Gründer- und Innovationszentrum Q-Hub in Chemnitz Bilanz: „Das Potenzial der Region hat uns überrascht“, teilte er auch Wegvisor-Geschäftsführer Titus Lindl mit. Alfano und die Lenker des Netzwerkes Techstars hätten das Bundesland Sachsen dabei genau ins Visier genommen. „Wir gehen fest davon aus, dass es zukünftig Kooperationen mit Techstars geben wird“, schätzt Juniorprofessor Mario Geißler, Inhaber des Stiftungslehrstuhls der Sparkasse Chemnitz für Entrepreneurship und Unternehmensnachfolge an der Chemnitzer Uni und Mitbegründer des Startup-Zentrums Q-HUB, ein. Die Vertreter von Techstars hätten signalisiert, das Start-up-Ökosystem in Mitteldeutschland stärker fördern zu wollen. Derzeit stünden dafür Standortstrategien und Gespräche mit der Führungsspitze von bekannten Großkonzernen auf dem Programm. Solche Programme und Anlaufstellen hatten bisher vor allem Metropolregionen wie Israel, London, Berlin und das Silicon Valley zu Boom-Standorten für die weltweite Gründerszene gemacht.
„Die Startbedingungen entscheiden. Wer am Anfang Kapital mit Sichtbarkeit und global erfahrenen Mentoren verbindet, verhilft seiner Idee zu mehr Wachstum und setzt sich am Ende gegen die Konkurrenz durch.“ hebt Marcus Brumme, Vice President und Investmentmanager bei Wegvisor, hervor. Juniorprofessor Geißler ergänzt: „Auch in der Forschung sehen wir, dass Erfahrung und Netzwerk großen Einfluss auf den Erfolg von Start-ups haben. Wen man kennt, ist genauso entscheidend, wie was man hat.“
Genau hier setzt das weltweit führende Start Up Netzwerk Techstars an. Die Amerikaner verknüpfen Firmen aus ihrem Netzwerk mit den stärksten Kapitalgebern und der Führungsebene der global tonangebenden Unternehmen.
Lückenschluss zum internationalen Kapitalmarkt greifbar
Mehrere Milliarden Euro Kapitalvolumen und mehr als 80 weltweit agierende Konzerne bündelt das Techstars-Netzwerk. Vor allem die industrielle Substanz und die intelligente Zusammenarbeit von Sachsens Wirtschaft, Wissenschaft und Politik hätten bei den US-Vertretern für Aufsehen gesorgt, freute sich im Anschluss des Treffens Jan Hippold, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr im Sächsischen Landtag und ergänzt: „Sachsen ist wissenschaftlich und technologisch führend, jetzt schließen wir die Lücke zum internationalen Kapitalmarkt.“
Der Q-Hub-Mitgründer Frank Theeg führt an „Zum genetischen Code der Sachsen gehören zudem seit Jahrhunderten Erfindergeist, Qualitätsbewusstsein, Fachwissen und handwerkliches Können.“ Wer heute über Sachsen lache, der vergesse, wie viel bei kontinuierlicher Entwicklung und einer intelligenten Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik möglich ist. Ähnlich wie Bayern – der Freistaat ist jahrelang innerhalb der alten Bundesländer als Agrarregion belächelt worden –, könne sich auch Sachsen zum wirtschaftlichen Zentrum Europas mausern. Nach dem Besuch der US-Delegation untermauerten die Unterstützer der sächsischen Gründerszene das Vorhaben um den Ausbau der Start-up-Strukturen in der Region. Volker Pögelt, Leiter Digital Business Transformation bei der KOMSA AG: „Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass uns eine solche Zusammenarbeit gelungen ist. Sie beginnt nun nach dem Besuch von Frank Alfano Früchte zu tragen. Damit ist Sachsen nun in der hervorragenden Position, eine Anbindung an das stärkste Start-up- und Investorennetzwerk der Welt zu erreichen. Für die bei uns angesiedelten Unternehmen unterschiedlicher Größen wie auch für unsere Start-ups und den Standort insgesamt ist dies ein erheblicher Schritt nach vorn.“