Der Trend zu alternativer Mobilität stellt die metallzerspanende Industrie vor neue Herausforderungen. Während der klassische Verbrennungsantrieb aus über 1000 vorwiegend gedrehten und gefrästen Teilen besteht, wird sich die Zahl der Komponenten im elektromotorischen Strang auf etwa ein Fünftel reduzieren. Zudem sind andere Werkstoffe und Fertigungsverfahren gefragt.
Bei der Meyer Drehtechnik GmbH in Marienberg beobachtet man die sich abzeichnende Entwicklung sehr genau, denn die Produkte des Unternehmens gehen zu 90 Prozent in die Automobilindustrie, 50 Prozent davon in den Verbrennungsmotor. Etwa 40 Prozent der Jahresproduktion von rund 40 Millionen Präzisionsdrehteilen werden zumeist bei deutschen Unternehmen im Ausland verbaut. „Die verschiedenen Studien zum Thema Mobilität zeichnen zum Teil widersprüchliche Szenarien auf.
Einige gehen noch von einem globalen Wachstum des Verbrenners in den nächsten Jahren aus. Verlässliche Aussagen für die Zukunftsplanung gibt es nicht. Sicher ist nur, dass sich der Wettbewerb für die Zerspaner verschärfen wird“, schätzt Geschäftsführer Daniel Meyer die Situation ein.
Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren eine hochmoderne prozessoptimierte Produktion aufgebaut, mit der Großserien in höchster Präzision gefertig werden. Dazu trägt eine 100-prozentige Qualitätssicherung dank umfangreicher Messtechnik bei. „Wir haben die Bedingungen geschaffen, spezialisierte Teile zu fertigen und können uns damit von anderen Anbietern differenzieren“, betont der Geschäftsführer und verweist darauf, dass bereits Komponenten für den E-Antrieb geliefert werden. Ebenso ist das Unternehmen auch in anderen Segmenten vertreten, z. B. mit sicherheitsrelevanten Bauteilen im Interieur.
Aufbau automotiv-fremder Geschäftsfelder
Generell werde sich aber ein Wegfall konventioneller Motoren-Teile damit nicht kompensieren lassen. „Wir schauen deshalb immer auch nach weiteren Geschäftsmöglichkeiten außerhalb des Automotive-Bereiches“, so Daniel Meyer. Eine Idee dazu nimmt aktuell Gestalt an. Im Werk entsteht eine zweite Produktionslinie, auf der Kleinserien für den Maschinenbau gefertigt werden.
Die Meyer Drehtechnik hat beim Auf- und Ausbau des auf 160 Mitarbeiter gewachsenen Unternehmens auch von der Förderung zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) profitiert. Aktuell vermisst Daniel Meyer jedoch eine Anpassung der Kriterien an die gegenwärtige Situation im Mittelstand: „Es kann nicht allein um riesige Neuinvestitionen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze gehen. Vielmehr muss der Umstrukturierungsprozess unterstützt werden.“
Mitarbeiter in die Umstrukturierung einbeziehen
Genauso wichtig, wie den Wandel genau zu beobachten und neue Geschäftsfelder zu erschließen, ist es, die Mitarbeiter in diesem Prozess mitzunehmen, sie kontinuierlich zu informieren und einzubeziehen. „Wir wissen, dass es schwer ist, auf dem freien Markt die passenden Arbeitskräfte zu finden. Deshalb tun wir viel, um die Mitarbeiter zu binden und investieren in die Ausbildung“, sagt der Geschäftsführer. Eine Antwort auf das Fachkräftethema ist die Einrichtung einer eigenen Lehrwerkstatt mit zwei Lehrmeistern für aktuell 20 Auszubildende. Auch weitere Qualifzierungen, etwa zum Techniker, werden vom Betrieb bezahlt und so die künftigen Leistungsträger im Unternehmen entwickelt. Beispiele für den Weg vom Lehrling zum Abteilungsleiter gibt es bereits. Übertarifliche Zuschläge, kostenfreies Mittagessen ab drittem Jahr der Betriebszugehörigkeit, die Übernahme von Kinderbetreuungskosten, die jährliche Kinderweihnachtsfeier und weitere Aktivitäten tragen zu einem guten Klima in der durchschnittlich 38,7 Jahre jungen Belegschaft bei.