Schulbildung: Mehr Praxisbezug notwendig

Schulbildung: Mehr Praxisbezug notwendig
Mehr Praxisbezug und längeres gemeinsames Lernen kann die Ausbildungsfähigkeit und -willigkeit von Schülerinnen und Schülern erhöhen und den Erfordernissen der regionalen Wirtschaft besser entsprechen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der IHK Chemnitz im Rahmen des ITAS-Projektes, das den Strukturwandel in der Automobilregion Südwestsachsen begleitet. Foto: Canva
23.04.2025 | Redaktion Autoland

Ausbildungsbereitschaft und -eignung erhöhen

Für die Analyse hat das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) die Schulausbildung in der vom Strukturwandel geprägten Automobilregion Südwestsachsen untersucht. Dabei zeigte sich unter anderem, dass frühzeitige praxisbezogene Berufsorientierungsprogramme Schülern die Möglichkeit bieten, theoretische Kenntnisse in realen Arbeitsumgebungen anzuwenden. Das umfasst langfristige Berufspraktika, Werkstatttage und praxisnahe Projekte. Langfristige Praktika sind besonders effektiv. Sie ermöglichen den Schülern, Berufe im realen Alltag kennenzulernen und die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken. In Kombination mit individueller Beratung und enger Zusammenarbeit mit externen Partnern aus Unternehmen lässt sich so die Anzahl der ausbildungsfähigen und -willigen Schulabsolventen deutlich steigern.

Längeres gemeinsames Lernen, weniger Schulabbrecher

Der Wechsel von der Grundschule an eine weiterführende Bildungseinrichtung, etwa an ein Gymnasium, sollte später erfolgen als bisher. Das gibt Schülern Zeit, Bildungsentscheidungen eigenständiger zu treffen. Dies führt zu einer geringeren Abhängigkeit vom Bildungsstand der Eltern und zu einer höheren Chancengleichheit. Auch kann sich durch längeres gemeinsames Lernen die Schulabbrecherquote verringern. In Verbindung mit der erwähnten Praxisnähe stehen so auch mehr ausbildungsbereite Jugendliche zur Verfügung. Die Zahl potenzieller Auszubildender steigt auch durch eine stärkere Inklusion und Integration benachteiligter Schüler. Das sollte durch eine frühzeitige und individuelle Förderung in Form von Mentoringprogrammen, Schulsozialarbeit und persönlichen Beratungsgesprächen sowie durch eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern und eine größere soziale Durchmischung innerhalb der Schulen geschehen. Solche Maßnahmen helfen Jugendlichen, schulische und persönliche Herausforderungen zu bewältigen und die Bildungslaufbahn erfolgreicher abzuschließen.

Gerade die Anzahl der Auszubildenden und Studierenden in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) lässt sich durch mehr schulische Praxisnähe steigern. Dazu tragen weiterhin Kooperationen mit Industrie-Partnern sowie die gezielte Ansprache von Frauen und Mädchen mit Vorbildern und Mentorinnen bei.

Studie zeigt Reformbedarf der schulischen Ausbildung

Die IHK Chemnitz hat die Studie als Teil einer Analyse zum Thema „Schul- und duale Berufsausbildung in Zeiten des Strukturwandels der Automobilregion Südwestsachsen“ initiiert. Ihr Ziel ist es, Reformbedarfe in der schulischen Bildung zu identifizieren und konkrete Maßnahmen zur Fachkräftesicherung zu entwickeln. Die Untersuchung befasst sich mit der schulischen Bildung als Grundlage für eine erfolgreiche duale Ausbildung. Sie untersucht Reformansätze zur Senkung der Schulabbrecherquote, zur Stärkung der MINT-Fächer und zur Attraktivitätssteigerung der beruflichen Ausbildung. Ein Vergleich von Bildungssystemen aus Sachsen, Bayern, Hamburg und der Schweiz liefert dabei praxisnahe Impulse. Zudem wurden Empfehlungen aus dem Projekt „Bildungsland Sachsen 2030“ hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Fachkräftesicherung bewertet.

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