Entwicklungen für die digitale industrielle Produktion schnellstmöglich von der Wissenschaft in die Wirtschaft zu übertragen, ist Ziel des neuen Fraunhofer-Leistungszentrums Smart Production, das am 8. September 2017 in Chemnitz eröffnet wurde.
Schnelligkeit wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil und Digitalisierung trägt zur notwendigen Beschleunigung bei. Was das konkret bedeutet, stellte Prof. Dr. Welf-Guntram Drossel, Sprecher des Leistungszentrums und Geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IWU, an einem Vorhaben des Zentrums vor. Dabei wird der Entstehungsprozess von Werkzeugen für Umformpressen in den Fokus genommen. Dieser steht am Beginn der Wertschöpfungskette und bildet den Grundstein einer robusten und nachhaltigen Produktion. Bevor die Werkzeuge z. B. bei der Herstellung von Karosseriebauteilen zum Einsatz kommen, durchlaufen sie einen aufwändigen Einarbeitungsprozess. Der Werkzeug-Rohling, das so genannte Initialwerkzeug, wird in eine Versuchspresse eingebaut und fertigt zunächst Testteile. Mit Handschleifmaschinen wird das Werkzeug dann so lange nachbearbeitet, bis bei den Pressversuchen Gutteile entstehen. Dieser Prozess verursacht 62 Prozent der Werkzeugkosten und dauert im Schnitt sechs Wochen – ein langer Zeitraum, in dem noch nicht produziert werden kann. Durch den Einsatz von Robotern mit taktilen Schleifwerkzeugen, die durch Algorithmen der künstlichen Intelligenz gesteuert werden, soll eine drastische Verkürzung der Einarbeitungszeit und ein neues Produktivitätsniveau im Werkzeugbau erreicht werden.
Um neue Ideen schneller zu industrialisieren, wird das vom Fraunhofer IWU, vom Fraunhofer ENAS und der TU Chemnitz koordinierte Leistungszentrum zur zentralen Drehscheibe für strategische Forschungs- und Transferprojekte, dabei kleine und mittlere Unternehmen aktiv und somit den Innovations- und Wissenstransfer in die Wirtschaft nachhaltig unterstützen. Der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Professor Reimund Neugebauer, verwies auf den Stellenwert der Leistungszentren über die Fraunhofer-Gesellschaft hinaus und begründete die Neuansiedlung mit den hervorragenden Standortvoraussetzungen in Chemnitz: „Das Leistungszentrum schafft Querverbindungen und damit Symbiosen zwischen Wissenschaft und Industrie, die es so vorher nicht gab und hebt Chemnitz als führenden Standort der Produktionstechnik auf ein neues, auch international noch stärker sichtbares Level.“
Der Rektor der TU Chemnitz, Professor Gerd Strohmeier, ist fest davon überzeugt, dass die Technische Universität Chemnitz durch das Leistungszentrum regional, national und international noch mehr an Sichtbarkeit gewinnt und noch besser zur Digitalisierung der Produktion und zur Gestaltung von Industrie 4.0 beitragen wird.
Professor Siegfried Fiebig, Sprecher der Geschäftsführung von Volkswagen Sachsen, betonte die Potenziale der intelligenten Produktion für den notwendigen Automatisierungsgrad, der beispielsweise im Bereich Fahrzeugmontage von derzeit 22 auf über 60 Prozent steigen soll.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich unterstrich die Bedeutung des Zentrums innerhalb der Innovationsstrategie des Freistaates, mit dem sächsische Spitzenforschung fortgeschrieben und der internationale Forschungsstandort Chemnitz weiter aufgewertet wird.
Der Freistaat Sachsen und die Fraunhofer-Gesellschaft sind Fördermittelgeber für die neue Einrichtung. Bundesweit arbeiten 18 Fraunhofer-Leistungszentren, drei davon jetzt in Sachsen. In Dresden wird an der Funktionsintegration für Mikro-/Nanoelektronik gearbeitet, in der Region Halle-Leipzig an Chemie- und Biosystemtechnik.