Der Freistaat Sachsen will in Chemnitz ein Innovations- und Technologiezentrum (ITZ) für Wasserstoff „auf Weltniveau“ errichten. Das betont Wirtschaftsminister Martin Dulig in einer Pressemitteilung. Das sächsische Kabinett hat sein Ministerium beauftragt, mit dem Bundesverkehrsministerium eine Vereinbarung zur gemeinsamen Förderung des Zentrums zu schließen. Rund 15 Millionen Euro sollen dafür von 2024 bis 2028 von sächsischer Seite in das Vorhaben fließen. Der Bund hatte eine Förderung von 72,5 Millionen Euro zugesagt.
Haushaltssperre bringt Projekt ins Wanken
Das in Chemnitz geplante Hydrogen Innovation Center (HIC) ist eines von vier nationalen Wasserstoffzentren. Eigentlich sollte in diesen Wochen der Baustart erfolgen. Doch mit der Haushaltssperre im Bund gerät auch dieses Vorhaben ins Wanken. Die Bundesförderung ist Teil des gestoppten Klima- und Transformationsfond (KTF).
Wasserstoff-Hochlauf muss oberste Priorität haben
Das HIC soll vor allem Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologien für Straßen- und Schienenfahrzeuge entwickeln. Das Konzept für das Zentrum hat der Chemnitzer Wasserstoff-Technologiecluster HZwo e. V. erstellt. Geschäftsführer Karl Lötsch mahnt in einer Pressemitteilung Ende November: „Der Markthochlauf für Wasserstoff und der Aufbau des Hydrogen Innovation Center in Chemnitz sowie der weiteren ITZ-Standorte müssen bei der Neuaufstellung des Wirtschaftsplans für den KTF oberste Priorität haben. Es liegt in den Händen der Bundesregierung, dass dieser schnellstmöglich neu aufgestellt wird. Erst dann kann mit dem Aufbau des Wasserstoff-Innovationszentrum in Chemnitz gestartet werden. Der Bedarf aus der Industrie wächst immer weiter, denn der internationale Wettbewerb zu Wasserstofftechnologien steigt mit rasanter Geschwindigkeit.“
Im Mai 2022 hatte sich der HZwo e.V. erfolgreich im Wettbewerb des Bundes durchgesetzt, das HIC als eines von vier nationalen Wasserstoffzentren aufzubauen. Chemnitz gilt als traditionsreicher Industrie-Standort für Fahrzeug-, Eisenbahn- und Maschinenbau. Das Chemnitzer Zentrum benötigt für die Umsetzung insgesamt 100 Millionen Euro. Diese sind insbesondere für den Bau der einzigartigen Wasserstofflabore, für die umfangreichen Teststände und für mietbare Laborflächen bestimmt. Die eingeplanten 72,5 Millionen Euro Bundesmittel stellen den größten Teil der Finanzierung dar.
Erneute Verzögerung stellt Partner auf Geduldsprobe
Eine Machbarkeitsstudie hatte im Mai 2022 die Umsetzbarkeit des HIC bestätigt. Die Umsetzung sollte zeitnah beginnen. Sachsen unterstützte von Mai 2022 bis Mai 2023 mit 200.000 Euro die erste Vorplanung des HIC. Die ersten Bundesmittel sollten noch 2022 fließen. Nach einer unerwartet langen beihilferechtlichen Prüfung konnte eigentliche Antragstellung für die 72,5 Millionen Euro Bundesmittel erst im Herbst 2023 beginnen. Die nunmehr erneute Verzögerung des Projektstartes stellt Unterstützung und Geduld der beteiligten Partner auf die Probe, so der HZwo e.V.
Rückschlag bei Anbindung an Wasserstoff-Kernnetz
Einen Rückschlag mussten das HIC und die gesamte Chemnitzer Region auch bei Bekanntgabe der Pläne für das deutsche Wasserstoff-Kernnetz einstecken. Trotz zahlreicher Interventionen und realer Bedarfe von Unternehmen erhält Südwestsachsen keinen Direktanschluss an die bis 2032 entstehende Wasserstoff-Autobahn.