Seit 2012 produziert die familiengeführte Wirthwein-Gruppe im sächsischen Crimmitschau. Das Werk ist eines von insgesamt 22 Unternehmen der Gruppe mit Hauptsitz in Creglingen/Baden-Württemberg. Wirthwein kann auf eine 70-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. Davon stehen über 40 Jahre Erfahrungen für kunststoffbasierte Baugruppen und Systeme zu Buche.
Das sächsische Unternehmen hat sich auf die Produktgruppen Lüfter und Zargen sowie Filter spezialisiert. Die Lüfter und Zargen dienen zur Motorkühlung sowie zur Luft- und Temperaturregelung im Fahrzeuginnenraum. Sie kommen in Pkw, aber auch in Nutzfahrzeugen wie Bussen, Lkw oder Landmaschinen zum Einsatz. Geliefert werden die Produkte hauptsächlich an die First-Tier-Werke, die in unmittelbarer Nähe in den Gewerbegebieten Meerane und Zwickau arbeiten. „Das entspricht der Wirthwein-Gruppenstrategie: In der Nähe der Kunden produzieren sowie eine effiziente und umweltfreundliche Logistik betreiben“, erläutert Werkleiterin Dr. Maike Gruschwitz.
Mit Stückzahlen im Bereich von 500 bis fünf Millionen Produkten pro Typ hat sich der Crimmitschauer Standort als Serienlieferant etabliert. Dementsprechend hoch ist die Automatisierungsquote in der Fertigung der Lüfterräder inklusive Zargen. „Kern sind moderne Spritzgießverfahren wie Mehrkomponenten-Spritzguss oder physikalisches Schäumen. Zum Prozess gehören weiterhin die Montage und finale Prüfung der Baugruppen auf Unwucht“, informiert der Technische Leiter Marco Windrich.
Den zweiten Produktionsschwerpunkt bilden Luftfilter für den Fahrzeuginnenraum, die u. a. vor Pollen und weiteren allergieauslösenden Stoffen schützen. Die Filter sind ebenfalls für Pkw und Nutzfahrzeuge bestimmt. Im Gegensatz zu den Lüfterrädern werden sie jedoch in Kleinserie hergestellt. Beispielsweise sorgen in dem auf 450 Fahrzeuge limitierten Bugatti Veyron Filter aus Crimmitschau für gute Luft im Innenraum.
Die aktuell eingetrübte Nachfrage auf dem Automarkt geht auch am Wirthwein-Werk nicht vorüber. „Jedes Auto, das weniger gebaut wird, braucht auch weniger Teile. Das spüren wir natürlich genau wie andere Zulieferer“, sagt die Werkleiterin. Gleichzeitig kann sie darauf verweisen, dass am Standort sowohl für die volumenstarke MQB-Plattform und die im Premiumbereich angesiedelte MLB-Plattform als auch für die neue, auf batterieelektische Fahrzeuge ausgelegte MEB-Plattform des Volkswagen-Konzerns gearbeitet wird.
Neue Plattformen gehen auch mit neuen Anforderungen bezüglich der Komponenten für das Thermomanagement einher. Marco Windrich rechnet damit, dass sich hier mittelfristig einiges verändert. „Neue Designs werden andere Anforderungen bei Baugruppenkonstruktion und Materialeinsatz mit sich bringen. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Produktion und verlangt eine Anpassung von Anlagen und Verfahren. Darauf stellen wir uns ein und arbeiten bereits in frühen Entwicklungsstadien mit.“
Weltweit agierende Gruppe aktiv in sechs Branchen
Wirthwein beschäftigt in Crimmitschau 135 Mitarbeiter. Sie sind Teil der Gruppe mit weltweit rund 3.650 Beschäftigten. Der Konzern ist mit 22 Unternehmen, davon zwölf in Deutschland, in Europa, Asien und den USA aktiv. Neben dem Automotive-Bereich sind Bahntechnik, Elektroindustrie, Hausgeräte, Medizintechnik und Innenausbau weitere Branchen, in denen Wirthwein mit seinen Kompetenzen in der Kunststoffverarbeitung tätig ist.
Der Ursprung der Firma liegt in der Herstellung von Holzpflöcken für den Bahnoberbau, der 1949 begann. 1967 erfolgten die ersten Schritte vom Holz- zum Kunststoffverarbeiter mit Dübeln für die Gleisbefestigung.