Jeder vierte Industriearbeitsplatz in Ostdeutschland hängt von der Autoindustrie ab. In Westdeutschland ist es etwa jeder zehnte. Damit ist der Osten besonders stark von der Transformation und aktuellen Konjunkturdelle der Automobilwirtschaft betroffen. Eine neue Studie zeigt aber auch besondere Potenziale für eine positive Entwicklung in den kommenden Jahren.
Ostdeutschland ist eine „Autoschmiede“. VW, BMW, Porsche, Mercedes und Opel haben hier alle seit der Wende neue Produktionswerke errichtet. Jüngster Neuzugang ist Tesla in Grünheide. Insgesamt verdienen knapp 51.000 Menschen ihren Lebensunterhalt an diesen großen Produktionsstandorten. Mit den Jobs in über 1300 Zulieferbetrieben hängt eine Viertelmillion Arbeitsplätze im Osten direkt oder indirekt von der Automobilindustrie ab.
95 Prozent der Unternehmen müssen sich verändern
Die neue Studie, durchgeführt von Sustain Consult, beschreibt erstmals die Strukturen, Herausforderungen und Potenziale der komplex verflochtenen Branche. Beauftragt haben sie die IG Metall-Gewerkschaftsteams in den Transformationsnetzwerken ReTraNetz-Berlin-Brandenburg sowie MoLeWa Leipzig. Die Untersuchung zeigt eine Industrie im Wandel. Ganze 95 Prozent der Betriebe müssen ihre aktuellen Produktionsbedingungen in den kommenden Jahren verändern. Andererseits ist die Region auf die Zukunft ausgerichtet. Pro Arbeitsplatz in der direkten Automobilindustrie bezieht Ostdeutschland das 2,4-Fache an öffentlichen Fördergeldern für Forschung und Entwicklung wie der Westen.
Forschungsergebnisse fließen meist in den Westen
Ein genauerer Blick in die Studie zeigt, dass Forschungsergebnisse im Wesentlichen zu Automobilherstellern und großen Zulieferern nach Westdeutschland fließen. Zudem fehlt eine innovationsgetriebene Kooperation zwischen Herstellerwerken im Osten und den Zulieferern vor Ort. Die meisten identifizierten Zulieferbeziehungen betreffen Teile, die wegen hoher Transportkosten oder kurzer Vorlaufzeigen vorzugsweise in der Nähe der Herstellerwerke produziert werden.
Konkrete Transformationsstrategien erforderlich
Insgesamt mahnen die Forschenden die Notwendigkeit für eine konkrete, zielgerichtete Transformationsstrategie für die jeweilige Region und Unternehmen an. Das erscheint als dringende Bedingung, um Wertschöpfung und Beschäftigung in der sehr kleinteiligen Betriebsstruktur in Ostdeutschland zu halten und weiter auszubauen.
Veränderungsgeschwindigkeit aufnehmen
Um die notwendige Veränderungsgeschwindigkeit aufzunehmen, erhalten beispielsweise Automotive-KMU in der ostdeutschen Automobilkernregion Südwestsachsen Unterstützung durch das dritte ostdeutsche Transformationsnetzwerk ITAS. Hier kümmert sich insbesondere das ITAS-Team der IHK Chemnitz darum, dass notwendige Veränderungen erkannt und umgesetzt werden. Beispiele dafür sind die ChangeDays 2025 im Rahmen der Initiative „ReUnion Sachsen“.