Ostdeutsche Maschinenbauer atmen etwas auf

Im ostdeutschen Maschinenbau hat sich die Lage im vierten Quartal 2020 leicht verbessert. Aufgrund der aktuellen Situation kann aber nicht von einer Trendwende gesprochen werden, schätzt der VDMA Ost ein.
Im ostdeutschen Maschinenbau hat sich die Lage im vierten Quartal 2020 leicht verbessert. Aufgrund der aktuellen Situation kann aber nicht von einer Trendwende gesprochen werden, schätzt der VDMA Ost ein. (Foto: NSH )
28.01.2021 | Redaktion Autoland

Nach der steilen Talfahrt zwischen Januar und September 2020 ging es für die ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbauer am Jahresende wieder leicht bergauf. 58 Prozent der Unternehmen bewerteten im vierten Quartal ihre Geschäftslage positiv, im Vorquartal sagten das 34 Prozent. Wichtige Kennziffern wie Kapazitätsauslastung und Auftragspolster zeigten dabei nach oben. Darüber hinaus kehrt die Zuversicht auf bessere Geschäfte zurück. Das ergab eine Umfrage des VDMA Ost unter den 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Insgesamt blieb die Auftragslage zum Jahresende jedoch verhalten. „Unsere Hoffnung auf ein Ende des Abwärtstrends hat sich erfüllt. Von einer Trendwende will ich aber nicht sprechen. Es lässt sich derzeit kaum vorhersagen, wie sich verschiedene Risikofaktoren entwickeln“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des Landesverbandes.

Reisebeschränkungen erschweren Geschäft besonders

Ein enormes Risiko ist der weitere Verlauf der Coronavirus-Pandemie und die damit verbundenen politischen Restriktionen. So war die Pandemie für 70 Prozent der ostdeutschen Maschinenbauer die größte Herausforderung im Jahr 2020. „Die Firmen haben sich gegen die Krise gestemmt und sich zum Teil neu erfunden. Corona stellt jedoch bis heute die Unternehmensprozesse auf den Kopf. Verunsicherte Kunden weltweit verschieben Investitionen in neue Maschinen, Komponenten und Dienstleistungen. Die Reisebeschränkungen erschweren oder verhindern Inbetriebnahmen, Wartungen und Reparaturen, aber auch den technischen Vertrieb“, erläutert Köhn. Zudem hinterlassen nach wie vor der Wandel in Energiesektor und Autoindustrie sowie die globalen Handelskonflikte ihre Spuren.

Auftragspolster wächst

Die Corona-Lockerungen im Sommer und Herbst führten indes zu einer leichten Auftragsbelebung. 40 Prozent der Betriebe registrierten im vierten Quartal 2020 mehr Bestellungen als im vorangegangenen Quartal. Das Auftragspolster der Betriebe erhöhte sich um einen Produktionsmonat und reicht im Durchschnitt für reichlich 4,5 Monate bis Mitte Mai 2021. Die Kapazitätsauslastung kletterte im Vergleich zum Vorquartal um 8 Prozentpunkte auf durchschnittlich 79 Prozent. „Das ist der höchste Wert des Jahres 2020. Aber die gestiegene Auslastung ist auch darauf zurückzuführen, dass manche Unternehmen ihre Kapazitäten an die Lage angepasst und generell reduziert haben. Zudem trifft die Krise manche Teilbranchen, beispielsweise Produzenten von Werkzeugmaschinen, besonders stark. Andere, wie Hersteller von Verpackungsmaschinen und Medizintechnik, dagegen deutlich weniger“, erklärt der Landesverbandsgeschäftsführer.

Verbesserte Stimmung belebt Personalplanungen

Insgesamt hellt sich die Stimmung allerdings auf. So erwartet bis März 2021 fast jedes dritte Unternehmen (29 Prozent) bessere Geschäfte, mehr als die Hälfte der Betriebe (54 Prozent) rechnet mit gleichbleibenden Chancen. Viele dieser Firmen blicken bereits heute auf eine positive Gesamtsituation. „Die Einschätzung stimmt mich hoffnungsvoll, sie kann aber auch leicht kippen. Zum Umfragezeitpunkt war zum Beispiel noch nicht über den verlängerten Lockdown und dessen Ausgestaltung entschieden worden“, dämpft Köhn die Erwartungen. Doch die Aussicht auf verlässlichere Handelsbeziehungen zu den USA, Chinas wirtschaftliche Erholung, die Zulassung von Impfstoffen gegen das Coronavirus sowie die Perspektiven in neuen Geschäftsfeldern scheinen vielen Betrieben neue Zuversicht zu geben.

Das spiegelt sich auch in den Personalplanungen wider. Fast 85 Prozent der Firmen wollen bis Juni 2021 ihre Mitarbeiter halten oder neue Mitarbeiter einstellen. Um die schwierige Zeit zu überbrücken, nutzte die Hälfte der Befragten im vierten Quartal 2020 Kurzarbeit. Im dritten Quartal setzten noch 61 Prozent auf das Arbeitsmarktinstrument.

Gebraucht wird eine berechenbare Politik

„Viele Unternehmen kommen bisher besser durch die Krise als befürchtet. Umso wichtiger ist jetzt, dass die deutsche und europäische Corona-Politik einen berechenbaren und einheitlichen Kurs fährt. Es darf keinen Aktionismus und keine Alleingänge an den Grenzen geben. Gefragt sind endlich mittel- und langfristige politische Konzepte“, mahnt Köhn.


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