Seit 2003 hat der kanadische Automobilzulieferer Linamar drei Standorte in Sachsen aufgebaut. In zwei Werken in Crimmitschau und einer Fabrik in Reinsdorf fertigen rund 1350 Mitarbeiter klassische Antriebsstrang-Komponenten für namhafte europäische Pkw- und Nutzfahrzeughersteller. Mit dem Wandel in der Branche schlägt Linamar neue Wege ein.
Der rasche Kapazitätsaufbau in den 2000er Jahren folgte dem rasant wachsenden Bedarf der europäischen Automobilindustrie an moderner verbrennungsmotorischer Technik. Seit 2018 kehrt sich der Trend um.
Nicht erst seit diesem Zeitpunkt stellt man sich bei Linamar auf die Veränderungen ein, berichtet Udo Schleif im Gespräch mit der „Autoland Sachsen“-Redaktion. Der gebürtige Sachse begann 2002 als Projektmanager bei Linamar und verantwortet heute das Europa-Geschäft des Konzerns als Vizepräsident Manufacturing.
Dem Kapazitätsabbau im Bereich klassischer Antrieb begegnet Linamar mit dem Erschließen neuer Felder und dem Anpassen von Produkten. So können mit den vorhandenen Kompetenzen und Technologien ebenso Teile für die Elektrifizierung gefertigt werden. Das Thema Elektromobilität steht bereits seit einigen Jahren auf der Tagesordnung. 2015 nahm das McLaren Crimmitschau Tech Center seinen Betrieb auf. Es ist eines von fünf Zentren, dass dem zu Linamar gehörenden Entwicklungs-Spezialisten McLaren Engineering zugeordnet ist. Die 40 Mitarbeiter in Sachsen tragen die weltweite Verantwortung für Entwicklungen im Bereich Ventiltrieb und haben ihren Fokus auf E-Antriebssysteme gelegt. Sie realisieren Dienstleistungen von CAD über Simulation bis hin zu Prototypenbau und Versuch.
Darüber hinaus orientiert sich Linamar in Richtung nicht-automobiler Anwendungen. Dazu gehören alle Industriesegmente, in denen Metallbearbeitung und Montagen eine Rolle spielen. Chancen sieht Udo Schleif u. a. in den Branchen Energie- und Umwelttechnik. Hier sind bereits andere Konzern-Standorte aktiv.
Nicht zu vergessen ist, dass neben dem Finden und Erschließen neuer Unternehmensfelder das angestammte Geschäft noch
Potenzial bietet. Auch wenn der EU-Markt wohl einer der ersten ist, der sich von der Verbrennertechnologie verabschiedet, werden Nockenwellen und -module, Ausgleichswellen und -getriebe sowie Zylinderköpfe und Gehäuseteile aus den sächsischen Linamar-Werken weiter gebraucht, nicht zuletzt für die Brückentechnologie
Hybrid. Das Unternehmen deckt ein Produktspektrum ab, das Automobilhersteller teilweise noch selbst produzieren, aber zunehmend nach außen geben.