Aufeinander zugehen und Neues schaffen Projekt IMOK ist Beispiel für anwendergerechtes Erschließen von Innovationspotenzialen

Demonstratoranlage am Leibniz IPF in Dresden
Die IMOK-Demonstratoranlage am Leibniz IPF in Dresden. (Foto: Jürgen Lösel)
28.07.2017 | Redaktion Autoland

Wenn Partner aus Industrie und Forschung aufeinander zugehen und über ihre jeweiligen Aufgaben und Herausforderungen sprechen, dann ist das ein guter Nährboden für Ideen und Impulse, aus denen wiederum Innovationen entstehen können. Dieses Vorgehen empfiehlt sich gerade für kleine und mittlere Unternehmen ohne eigene Entwicklungsabteilung. Ein Beispiel dafür ist das Projekt IMOK, das am Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e. V. (IPF) realisiert und mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Förderkennzeichen 03V0404 gefördert wurde.

Die Abkürzung IMOK steht für In-line-Modifizierung dreidimensionaler Kunststoff-Formteile. Die Aufgabenstellung haben die IPF-Wissenschaftler aus dem BMBF-Verbundprojekt „Innovative Tech­nologie zur effizienten Beschichtung faserverstärkter Kunststoffe“ (Förderkennzeichen: BMBF 01 RI 0631) abgeleitet. Der technologi­sche Lösungsansatz ergab sich aus dem Produktionsprozess eines mittelständischen sächsischen Automobilzulieferers. Bisherige Prozesse sind mit ungleichmäßigen Oberflächen, Haftfestigkeitsstörungen und anderen Lackschichtfehlern verbunden. Um die erforderliche Oberflächenqualität zu erhalten, braucht es momentan weitere kosten- und energieintensive Verfahrensschritte.

Die Wissenschaftler setzen im Gegensatz zur üblichen energieintensiven physikalischen Trockung auf die chemische Oberflächenfunktionalisierung und Randschichtvernetzung mittels Elektronenstrahl. Mit einer Demonstrationsanlage, deren Herzstück ein robotergesteuerter Elektronenemitter ist, konnten sie nachweisen, dass sich die Lackierbarkeit faserverstärkter Kunststoffe ver­bessert und der industrielle Lackierprozess zu deutlich verbesserten Produkteigenschaf­ten führt sowie Kosten und Energieverbrauch wesentlich reduziert werden. Die neue Technologie wurde bereits in Europa, China, Korea und Hongkong patentiert, für die USA ist sie in Vorbereitung. „Mit dem Verfahren eröffnen sich Anwendungsfelder nicht nur im Fahrzeugbau, sondern auch im Maschinenbau, in der Architektur sowie im Bereich regenerativer Energien“, erläutern Dr. Michaela Gedan-Smolka, Dr. Uwe Gohs und Antonio Reguero Linares vom IPF. Das sieht auch Hans-Jürgen Kagerer so. Der mittelständische Unternehmer fungiert als Innovationsmentor und hat die Sicht der Wirtschaft in das Projekt eingebracht: „Als Praktiker kann ich anwendergerechte Verwertungsmöglich­keiten aufzeigen und beitragen, dass sich wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in wirtschaftliche Ergebnisse umschlagen. Ich habe oft erfahren, dass es lohnt, mit Aufgabenstellungen auf Forschungseinrichtungen zuzugehen. Das inspiriert beide Seiten.“

Dr. Gedank-Smolka und Dr. Gohs bestätigen dies: „Projekte, in denen von Anfang an die Industrie mit an Bord ist, erreichen eine größere Anwenderrelevanz.“ Antonio Reguero Linares verweist darauf, dass Wissens- und Technologietransfer Aufgabe der Forschungseinrichtung ist und vertrauensvolle Kontakte mit der Industrie den Weg neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis beschleunigen. Dafür stehen momentan sechs Ausgründungen aus dem IPF. Auch für die in IMOK entwickelte neue Technologie ist eine Kommerzialisierung über ein Start-up vorgesehen.

www.ipfdd.de

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