Kompetenzen für den guten Sitz Scherdel Marienberg ist auf komplexe Baugruppen im Interieurbereich spezialisiert

Scherdel Marienberg ist ein auf Sitzbaugruppen spezialisierte Automobilzulieferer. Auf der Anlage enstehen Sitzbelegungssensoren.
Anlage zur Produktion von Sitzbelegungssensoren bei Scherdel in Marienberg. (Foto: Scherdel)
24.03.2022 | Redaktion Autoland

Scherdel in Marienberg ist mit rund 1.000 Mitarbeitern einer der größten Arbeit­geber im Erzgebirge. Der vor allem auf Sitzbaugruppen spezialisierte Automobilzulieferer trägt darüber hinaus auch Verantwortung für weitere deutsche und ausländische Standorte der international agierenden Scherdel-Gruppe.

Zum Verbund, der von Marienberg aus gesteuert wird, gehört ein Werk im russischen Kaluga. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine rückt diese Fabrik verstärkt in den Fokus der täglichen Arbeit. „Welche Beeinträchtigungen sich daraus ergeben, ist momentan noch völlig offen. Es herrscht große Unsicherheit“, sagt Karsten Barth, Geschäftsführer der Scherdel Marienberg GmbH, Anfang März in einem Gespräch mit „Autoland Sachsen“.

Mit dem Abflachen der Corona-Wellen hatte man bei Scherdel wie in anderen Unternehmen auch wieder auf mehr Kontinuität in den Geschäftsbeziehungen und Lieferketten gehofft. „Wir müssen uns jedoch weiterhin auf einen sehr schwankenden Markt einstellen mit Mangel an den verschiedensten Ausgangsmaterialien bei gleichzeitig überhöhten Preisen und einem aus alldem resultierenden nicht kalkulierbaren Abrufverhalten unserer Kunden“, beschreibt Karsten Barth die Situation.

Neue Methoden sind gefragt

Für den Geschäftsführer ist klar, dass vor dem Hintergrund des Strukturwandels in der Automobilindustrie zukünftig andere Planungs- und Fertigungsmethoden anzuwenden sind, da sich u. a. Laufzeiten und Stückzahlen bei E-Fahrzeugmodellen sowie die Derivat-Vielfalt deutlich von bisherigen Strategien unterscheiden. Hier sieht Karsten Barth auch die wesentliche Herausforderung für Scherdel, denn das eigentliche Produktspektrum mit Schwerpunkt Interieur unterliegt weniger den transformationsbedingten Veränderungen. Die Marienberger Fachleute arbeiten bereits an Neufahrzeug-Projekten im Bereich batterieelektrischer und brennstoffzellenelektrischer Mobilität.

Der Standort besitzt umfangreiche Kompetenzen für komplexe Sitzbaugruppen von Mittelarm- und Rückenlehnen über Sitzfedermatten, Verstell- und Verriegelungssystemen bis hin zum kompletten Sitzgerüst. Das Unternehmen hat sich u. a. Know-how für kunststoffumspritzte Metallkomponenten aufgebaut, wie sie für Sitzunterfederungen benötigt werden. Ebenso wird Sensorik integriert. Aktuell befindet sich die dritte Generation von Sitzbelegungssensoren in der Entwicklung.

Zum Erreichen der Produkt-Komplexität trägt die tiefe Wertschöpfung im eigenen Haus bei. Neben Entwicklung, Konstruktion und Serienfertigung verfügt Scherdel in Marienberg über einen Spezialmaschinen- und einen Werkzeugbau sowie über moderne Härte- und Beschichtungstechnik. Diese Leistungen nehmen auch Dritte in Anspruch. Hinzu kommt ein Standort mit Feinschneidkompetenz in Chemnitz, ein Werk in Treuen für Schweißbaugruppen, u. a. zur Bearbeitung medienführender Leitungen wie sie zur Batterie- oder Elektronik-Kühlung notwendig sind, sowie ein Fertigungsstandort in der Slowakei.

Allen gemeinsam ist, dass qualifizierte Mitarbeiter gefragt sind. „Die beste Säule für ihre Gewinnung ist die eigene Ausbildung“, so Karsten Barth. Im Jahresdurchschnitt erhalten 60 Lehrlinge ihr berufliches Rüstzeug. Durch eine gute Zusammenarbeit über die nahe sächsisch-tschechische Grenze hinweg gehören auch immer mehr tschechische Mitarbeiter zum Team.

scherdel.com

Alle Artikel E-Mail Xing