Nach knapp 200 Teilnehmern zur Premiere 2017 nutzten in diesem Jahr 230 Vertreter aus der Industrie sowie Studenten und Schüler die Plattform des 2. Symposiums Automotive & Mobility SAM in Zwickau, um ins Gespräch zu kommen über die Trends und Perspektiven der Automobilindustrie sowie die Herausforderungen und Chancen für den Berufsnachwuchs.
Die Organisatoren um Prof. Dr. Matthias Richter vom Forschungs- und Transferzentrum an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) und Sandra Hempel von der Wirtschaftsförderung Zwickau konnten dafür erneut hochkarätige Referenten aus der Branche gewinnen, die zum Teil ihr berufliches Rüstzeug in der Region erwarben und auch hier zum unternehmerischen Erfolg führen.
Eine enge Verbindung zu Zwickau baut gerade der Keynote-Sprecher des Symposiums auf. Thomas Ulbrich ist als Volkswagen-Markenvorstand E-Mobilität und Sprecher der Geschäftsführung von VW Sachsen verantwortlich für den Umbau des Standortes Zwickau und damit für den Start des Konzerns in das Elektromobilitäts-Zeitalter. Eine so komplette Transformation eines Werkes habe es noch nie gegeben, verwies Ulbrich auf die Dimension dieser Aufgabe. Als erstes Fahrzeug auf Basis des Modularen Elektrifizierungs-Baukastens (MEB) wird ab Ende 2019 der I.D. Neo gefertigt. Über die vier Konzernmarken Audi, Seat, Skoda und Volkswagen sollen innerhalb von drei Jahren 27 E-Fahrzeug-Anläufe in Werken auf drei Kontinenten erfolgen, die ersten sechs davon werden in Zwickau passieren. Volkswagen als der Know-how-Träger für das Volumensegment werde Elektrofahrzeuge für Millionen und nicht für Millionäre bauen, versprach Ulbrich. In Zwickau werde ab 2022 mit einer Jahreskapazität von 300.000 bis 350.000 Autos geplant. Für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben braucht es qualifizierte und motivierte Facharbeiter sowie Ingenieure. Deshalb sei ihm das Thema von SAM eine Herzensangelegenheit, so der VW-Markenvorstand E-Mobilität.
Dass es in den nächsten Dekaden kein Entweder-Oder zwischen Elektrifizierung und Verbrennertechnologien geben werde, sondern auf jeden Fall eine Koexistenz der Antriebsarten, stellte Matthias Kratzsch in seinem Vortrag klar. Der Geschäftsführer Technik der IAV GmbH, Absolvent der WHZ, zeigte auf, dass nur in Kombination von Benzin-, Diesel-, hybriden und Elektrifizierungstechnologien die hohen Umweltziele, insbesondere die CO2-Reduktion, erreicht werden können. Die IAV, die u. a. ein Entwicklungszentrum in Chemnitz/Stollberg unterhält, hat eine Antriebsstrang-Plattform geschaffen, mit der modular Aggregate- und Motorvarianten für die unterschiedlichen Anforderungen weltweit realisiert werden können und Flottenziele von 75 g/km CO2 erreichbar werden. Kratzsch ermunterte die Anwesenden, sich neben den neuen Antriebstechnologien weiterhin intensiv um Ausbildung und Forschung zu den etablierten Verfahren zu kümmern.
Die veränderten Prüfanforderungen für Komponenten der E-Mobilität thematisierte Torsten Flamminger von der FES GmbH. Marcus Schaedler vom gleichen Zwickauer Fahrzeugentwickler gab einen Einblick in die Tätigkeit des Unternehmens für die Auslegung von Brennstoffzellensystem-Komponenten.
Über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen vernetztes sowie automatisiertes bzw. autonomes Fahren sprachen Dr. Joachim Göthel, Leiter des Projekts 5G-Allianz bei BMW, und Prof. Dr. Thomas Form, Leitung Forschung Elektronik und Fahrzeug bei VW.
Wie sich Fahrzeuginnenräume im Zuge der neuen Mobilität zum mobilen Lebensraum wandeln, zeigte Ronald Gerschewski auf. Der Geschäftsführer der Welp Group und der IndiKar GmbH, ebenfalls ein Absolvent der WHZ, hob die Möglichkeiten der Personalisierung und Individualisierung für verschiedene Nutzerprofile als Chance für neue Geschäftsmodelle hervor.
Das Leitthema von SAM „Vernetzt-Automatisiert-Elektrisch“ konnten die Gäste an zahlreichen Beispielen in einer Technikausstellung auf dem Zwickauer Hauptmarkt praxisnah erleben. Vorgestellt wurden u. a. der Audi R8 e-tron, der „Wörthersee-Golf“ der VW Sachsen-Azubis mit Erdgasantrieb oder das IAV-Democar zur Vernetzung von Fahrzeug und Umwelt.