Hier wird die Zukunft der Mobilität geformt Gießerei Lößnitz hat sich auf Gussformen für den automobilen Großwerkzeugbau spezialisiert

Abguss in der Gießerei Lößnitz. Unter den Flammen entstehen die Formen für automobile Großwerkzeuge, mit denen Karosseriekomponenten gefertigt werden.
Abguss in der Gießerei Lößnitz. Unter den Flammen entstehen die Formen für automobile Großwerkzeuge, mit denen Karosseriekomponenten gefertigt werden. (Foto: Frank Reichel))
17.09.2020 | Redaktion Autoland

In der GL Gießerei Lößnitz GmbH wird die Zukunft der Mobilität geformt. Modern. Nachhaltig. Auf der Basis einer 170-jährigen Tradition.

Geschäftsführer Max Jankowsky bewahrt in seinem Büro eine Postkarte von 1912 auf. Diese Ansicht von Lößnitz zeigt das Gießereigelände am Stadtrand. Im Laufe eines Jahrhunderts ist daraus eine Zentrumslage geworden, mit all den Problemen, die Zivilisation mit sich bringt. Das Familienunternehmen hat deshalb fünf Millionen Euro in die Hand genommen und vor drei Jahren eine hochmoderne Entstaubungsanlage installiert. Damit gehören „dicke Luft“ und Gerüche der Vergangenheit an. Von außen ist nicht zu merken, dass im Inneren der Hallen 1330 Grad Celsius heißes Eisen vergossen wird. Hier trifft Tradition auf Moderne. Im Vollformgießverfahren werden aus Roheisen und Eisenschrott Formen für die Fahrzeuge von morgen gegossen. „Jedes Auto-Leben beginnt in der Gießerei. Mit den Gussformen für Press- und Stanzwerkzeuge werden die verschiedenen Karosseriekomponenten sicht- und greifbar gemacht“, erklärt der Geschäftsführer, mit 27 Jahren wohl der jüngste in der Branche.

Im Modellbau werden die Formen in Polystyrol herausgearbeitet.
Im Modellbau werden die Formen in Polystyrol herausgearbeitet. (Foto: Gießerei Lößnitz)

Was in den Formkästen liegt, wurde vorher im Modellbau in Polystyrol herausgearbeitet. Meist sind es große Teile wie Seitenwände, Kotflügel oder Klappen. Mit dieser Spezialisierung auf den automobilen Großwerkzeugbau gehört die Gießerei zu lediglich einer Handvoll Unternehmen in Deutschland, die dieses Leistungsspektrum anbieten. „Wir haben schon vor einigen Jahren gesehen, dass die E-Mobilität kommt und beispielsweise die ersten Batteriewannen in Form gebracht. Dieser Trend verstärkt sich. Momentan arbeiten wir an Fahrzeugen, die 2023 auf die Straße kommen“, berichtet Max Jankowsky und verweist darauf, dass jetzt viele Projekte, die seit Monaten gestoppt waren, wieder anlaufen.

Erste klimaneutrale Eisengießerei

Max Jankowsky führt die Geschäfte gemeinsam mit dem nur unwesentlich älteren Jörg Kattermann. Beide setzen fort, was Großvater bzw. Vater in den vergangenen 28 Jahren aufgebaut haben, als sie den Betrieb von der Treuhand kauften. Neue Akzente gehören dazu im Spannungsfeld zwischen erzgebirgischer Bodenständigkeit und weltoffener Apple-Store-Mentalität. So ist der Lößnitzer Betrieb die erste Eisengießerei in Deutschland, die den Status eines klimaneutralen Unternehmens erreicht hat. Den jährlichen CO2-Ausstoß von rund 2000 Tonnen kompensiert die Gießerei durch den Erwerb von Zertifikaten. Mit diesem Geld werden u. a. Aufforstungsprojekte in Amerika und Asien unterstützt.

Geschäftsführer Max Jankowsky vor dem Wandrelief, das auf die lange Tradition der Gießerei hinweist. Auf dem Gießereigelände „arbeitet“ auch ein 10.000-köpfiges Bienenvolk.
Geschäftsführer Max Jankowsky vor dem Wandrelief, das auf die lange Tradition der Gießerei hinweist (links). Auf dem Gießereigelände „arbeitet“ auch ein 10.000-köpfiges Bienenvolk (rechts). (Foto: Frank Reichel)

Investitionen in Nachhaltigkeit sind der jungen Geschäftsführung wichtig. Nicht nur, weil das bei den Kunden ankommt. „Sicher werden Nachhaltigkeitskriterien immer mehr zur Voraussetzung, um überhaupt Lieferant zu bleiben. Doch genauso haben wir Verantwortung für unsere 82 Mitarbeiter und für das unmittelbare lokale Umfeld“, sagt Max Jankowsky. Deshalb gibt es jetzt im Unternehmen ein Job Bike. Das Elektrofahrrad können Mitarbeiter für den Arbeitsweg nutzen, eine Option, die in Corona-Zeiten gut wahrgenommen wird. Wenn der Bedarf wächst, werden weitere Räder folgen. Bereits aufgestellt ist eine Ladesäule, denn der Fuhrpark soll zum Teil durch E-Autos ersetzt werden. Außerdem haben etwa 10.000 neue „Mitarbeiter“ Quartier auf dem Firmengelände bezogen: ein Bienenvolk, das den Beschäftigten zukünftig jährlich Honig namens „Lunkergold“ bescheren soll.

www.giesserei-loessnitz.de

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