Dem Gelenkwellenhersteller GKN Driveline in Zwickau droht das Aus. Der Standort sei auf Dauer nicht wettbewerbsfähig, hieß es aus der Konzernzentrale. Die Produktion werde ab der zweiten Jahreshälfte 2023 an andere Standorte verlagert.
Diese Entscheidung der Konzernspitze bedeutet das Ende der Beschäftigung für mehr als 800 Mitarbeitende. Für Jörg Kirsten, Betriebsratsvorsitzender von GKN Driveline im Zwickauer Stadtteil Mosel bewahrheitet sich nun, was schon längere Zeit spürbar war: „Eine drohende Schließung des Standorts geistert schon länger durch Mosel. Jetzt ist es allerdings kein Gespenst mehr, sondern Realität. Für die mehr als 800 Beschäftigten ist es bitter, dass ihre Arbeitsplätze dem Profit geopfert werden sollen. Denn während das Werk in Mosel dichtgemacht werden soll, zieht der Konzern an anderer Stelle eine neue Fertigung hoch. Gemeinsam mit der IG Metall werden wir diese Entscheidung nicht unwidersprochen lassen!“
Dulig: GKN soll Entscheidung überdenken
Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig schließt sich dem Protest an: „Dass es für die Produkte von GKN einen Absatzmarkt gibt, zeigen die Pläne des Unternehmens, ein Werk in Ungarn aufzubauen. Ich erwarte von GKN, diese Entscheidung zu überdenken und weiter auf die hohe Kompetenz der Beschäftigten und die gute Qualität der Arbeit in Zwickau zu setzen. Warum der Standort in Sachsen aus Sicht der westdeutschen Geschäftsführung nicht erhalten werden kann, wird zu überprüfen sein.“ Das sächsische Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftsförderung Sachsen seien gesprächsbereit und gewillt, im Schulterschluss mit der IG Metall den Standort und die Arbeitsplätze zu sichern.
Harter Wettbewerb zwischen Konzerntöchtern
Dirk Vogel vom sächsischen Automobilzuliefernetzwerk AMZ ordnet die Rückzugspläne von GKN aus Sachsen in einem Interview mit dem MDR-Sachsenspiegel ein. Er verweist auf die besondere Rolle von Konzerntöchtern. Sie müssen ihren Standort im internen Wettbewerb immer wieder rechtfertigen. „Wenn der Konzern an anderen Orten wirtschaftlicher fertigen kann, dann verlagert er dorthin.“ Die Entwicklung bei GKN in Zwickau habe sich schon länger angedeutet. Dem Abzug des Entwicklungsbereiches folgte das Ausbleiben von Investitionen. Hinzu kommt, dass sich die generellen Rahmenbedingungen am Standort Deutschland und Sachsen nicht verbessert haben. Für das Produktspektrum der eher energieintensiven Teile von GKN in Zwickau sei er „eher pessimistisch“. Das Unternehmen fertige schon seit geraumer Zeit keine nennenswerten Stückzahlen mehr für den direkten Nachbarn VW Sachsen. Insofern schwinde auch die Bedeutung für die regionale Wertschöpfung.
Schließung in Sachsen erst der Anfang?
Für den Betriebsrat von GKN Zwickau-Mosel ist die angedrohte Schließung des Werkes erst der Anfang: „Wenn Mosel erstmal weg ist, ist das nächste Werk dran“, so die Einschätzung von Jörg Kirsten. In den vergangenen drei Jahren schloss GKN schon die Werke in Kaiserslautern, Birmingham und Florenz.
Der Autozulieferer GKN produziert in Deutschland an den vier Standorten Offenbach (rund 1400 Beschäftigte), Zwickau-Mosel (gut 800 Beschäftigte), Kiel (130 Beschäftigte) und betreibt in Trier eine Schmiede (150 Beschäftigte). Die Beschäftigten in Mosel fertigen Komponenten wie Kugelnaben und Gelenke und montieren Seitenwellen für Automobilhersteller wie BMW, Mercedes, VW und Audi. Das Gelenkwellenwerk begründete 1981 den neuen Automobilbaustandort im heutigen Zwickauer Ortsteil Mosel.