Erneuter Rückschlag für Konjunktur

Erneuter Rückschlag für Konjunktur
Gebremste Konjunktur: Der IHK-Geschäftsklimaindex geht vor allem aufgrund der zuletzt wieder deutlich schlechteren Lageeinschätzungen von 122 Punkten im Herbst 2021 auf aktuell 111 Punkte zurück, steht damit aber 17 Punkte über dem Wert vom Jahresbeginn 2021. Foto: Jan Mallander/Pixabay
09.02.2022 | Redaktion Autoland

Die Konjunktur in Sachsen muss zum Jahresbeginn 2022 einen erneuten Rückschlag hinnehmen. Das verdeutlicht die aktuelle Umfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich zwischen 13. Dezember 2021 und 13. Januar dieses Jahres 1.767 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Einzel- und Großhandel, Dienstleistungen, Verkehr sowie Gast- und Tourismusgewerbe mit mehr als 92.500 Beschäftigten beteiligt haben.

Nach einem robusten zweiten und dritten Quartal im Vorjahr schwächte sich die Entwicklung aufgrund des Corona-Infektionsgeschehens ab Spätherbst wieder deutlich ab. Hauptursächlich hierfür sind coronabedingte Einschränkungen, Personalausfälle sowie Lieferengpässe und Preissteigerungen.

Verschlechterte Geschäfts- und Ertragslage

Die Geschäftslage der sächsischen Unternehmen verschlechtert sich im Vergleich zur Herbstumfrage 2021 deutlich, hier vor allem im Einzelhandel, Verkehrsgewerbe und ganz besonders im touristischen Bereich, während Industrie, Dienstleistungssektor, Bauwirtschaft und Großhandel moderate Bewertungen abgaben. Auch die Ertragslage verschlechterte sich leicht gegenüber Herbst 2021, ist aber stabiler als vor einem Jahr. Zwei von zehn Unternehmen wirtschaften derzeit mit Verlust, vor einem Jahr waren es noch 30 Prozent. Die Hälfte arbeitet mit Gewinn (Vorjahr: 43 %), die restlichen 30 Prozent kostendeckend (Vorjahr: 29 %). Auch die Finanzlage ist weniger angespannt als vor einem Jahr. Knapp zwei Drittel berichten von einer unproblematischen Situation, zu Jahresbeginn 2021 war es nur die reichliche Hälfte. Knapp drei Prozent fürchten eine drohende Insolvenz. Das ist halb so viel wie vor einem Jahr. Besonders betroffen ist hierbei der touristische Sektor.

Geschäftserwartungen vorsichtiger beurteilt

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind von zahlreichen Unsicherheiten gekennzeichnet, wie Corona-Einschränkungen, Lieferengpässe oder Kostensteigerungen, und werden daher wieder vorsichtiger beurteilt. Dennoch sinkt der Ausblick nicht so stark wie die Lagebeurteilungen. Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg gehen mit 20 Prozent genauso viele Unternehmen von einer Lageverbesserung aus wie von einer Verschlechterung. Im Herbst 2021 waren die Unternehmen jedoch bereits schon deutlich optimistischer.

Ersatzinvestitionen dominieren

Das Investitionsengagement gibt vor dem Hintergrund verhaltener Erwartungen gegenüber dem Herbst 2021 zwar etwas nach, stellt sich aber freundlicher als vor einem Jahr dar. 62 Prozent wollen ihre Investitionen steigern bzw. in gleicher Höhe fortführen (Jahresbeginn 2021: 53 %). Die aktuellen Unsicherheiten beeinträchtigen zwar das Investitionsgeschehen, dennoch erfordern Ersatzbeschaffungen, eine höhere Nachfrage, steigende Arbeit-, Rohstoff- und Energiekosten sowie erhöhte Umweltstandards auch weiterhin Investitionen. Die Investitionsgründe werden mit 71 Prozent von Ersatzbeschaffungen dominiert, es folgen Rationalisierungsmaßnahmen, Produkt- und Verfahrensinnovationen, Kapazitätserweiterungen und Maßnahmen zum Umweltschutz bzw. zur Energieeffizienz.

Mehrheit hält Personal

Nach den Angaben der aktuellen Konjunkturbefragung erhöhte knapp ein Fünftel der Unternehmen im Jahr 2021 ihre Mitarbeiterzahl. 58 Prozent hielten sie konstant, wohingegen ein knappes Viertel Personal abbaute bzw. verlor. Die Personalnachfrage dürfte jedoch 2022 wieder anziehen. 22 Prozent aller Befragten beabsichtigen, in den kommenden zwölf Monaten zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, 15 Prozent rechnen mit Personalabnahme.

Energiekosten größtes Risiko

Starke Bewegung gibt es bei der Risikobewertung. Sämtliche Kostenfaktoren haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt. Das größte Geschäftsrisiko stellen demnach die Energiekosten dar (60 %), dicht gefolgt vom Fachkräftemangel (59 %), der weiter an Bedeutung gewonnen hat und inzwischen größere Sorgen bereitet als vor der Corona-Pandemie. Die Arbeitskosten (54 %) folgen auf Platz drei des Risikoradars. Insbesondere die Planungen der Bundesregierung, den flächendeckenden Mindestlohn auf zwölf Euro zu erhöhen, aber auch die lohnwirksamen Folgen des Fachkräftemangels und die Auswirkungen der Inflation auf die Gehälter bereiten Kopfzerbrechen. Dagegen fallen die Inlandsnachfrage (36 %) und die Auslandsnachfrage (10 %) spürbar in der Risikowahrnehmung zurück.

Forderungen an die Politik

Die sächsischen Industrie- und Handelskammern fordern von der Politik u. a., die Corona-Politik nachvollziehbar zu gestalten und Beschränkungen schrittweise aufzuheben. Ebenso gilt es, die Kostenexplosion bei Strom und Gas abzufedern, die Planungen für den Strukturwandel in den Kohleregionen vor dem Hintergrund eines möglichen früheren Ausstiegs neu auszurichten, den Mindestlohn bedacht und stufenweise anzuheben, die sächsische Außenwirtschaftsstrategie zukunftsfest zu machen sowie Investitionen in die reale und digitale Infrastruktur sicherzustellen.

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