Elektrifizierung von Unternehmensflotten beginnt im Kopf

Das Potenzial bei der Elektrifizierung von Unternehmensflotten diskutierten mehr als 140 Teilnehmer mit den Referenten einer SAENA-Online-Veranstaltung am 2. Dezember 2020.
Das Potenzial bei der Elektrifizierung von Unternehmensflotten diskutierten mehr als 140 Teilnehmer mit den Referenten einer SAENA-Online-Veranstaltung am 2. Dezember 2020. (Foto: uveX/pixabay.com
03.12.2020 | Redaktion Autoland

2020 ist das Durchbruch-Jahr der E-Mobilität. Entgegen der generellen Absatzkrise in der Automotive-Branche und trotz Corona-Pandemie steigen die Zulassungszahlen bei E-Autos überproportional im Vergleich zu den Vorjahren. Wie können Unternehmen mit ihren Pkw-Flotten hiervon profitieren? Welche Stolpersteine müssen umgangen werden und welche Chancen eröffnen sich? Antworten auf diese Fragen gaben Experten zur Online-Veranstaltung „Elektrifizierung von Unternehmensflotten“ der Sächsischen Energieagentur SAENA am 2. Dezember 2020. Mehr als 140 Interessenten aus privaten und kommunalen Unternehmen nahmen das digitale Informations- und Diskussionsangebot wahr.

Das Autoland Sachsen ist mittlerweile auch das E-Autoland, denn bei der Produktion von Elektro-Pkw gehört der Freistaat zu den Vorreitern in Deutschland und Europa, sagte Barbara Meyer, Abteilungsleiterin im sächsischen Wirtschaftsministerium. Sie betonte aber auch, dass man diese Vorreiterrolle nur dann authentisch einnehmen könne, wenn die Fahrzeuge nicht nur hier produziert, sondern auch hier gefahren werden. Unternehmen können damit sowohl ihren ökologischen Fußabdruck verbessern als auch die Kostenstruktur optimieren.

Um diese Ziele zu erreichen, gibt es noch viel Klärungsbedarf. Darauf verwies Peter Schwierz, Chefredakteur des Portals electrive.net und Moderator der Online-Veranstaltung. Er zitierte u. a. den Geschäftsführer beim Bundesverband Fuhrparkmanagement, Axel Schäfer, der jüngst in einer electrive.net-Konferenz erklärte, dass der Verband dem Thema E-Mobilität keineswegs ablehnend gegenüberstehe. Jedoch seien viele Mitglieder schlicht überfordert, u. a. wegen des Tarifdschungels bei der Abrechnung von Ladevorgängen, wegen des Förderchaos, des Angebots von Fahrzeugherstellern und der teils fehlenden Kompetenz bei Autohändlern.

Fuhrparkbetreiber sind andererseits aufgefordert, sich zu Ladeinfrastruktur, Rechtsfragen und Förderungen schlau zu machen und vor allem Nutzungsprofile zu erstellen, um zu erkennen, welche Art der Elektrifizierung zum Betrieb passt. Eigentlich brauche es wenig, um Teile des Fuhrparks zu elektrifizieren. Grundvoraussetzung sei die Bereitschaft, sich umzugewöhnen und auf neue Abläufe einzustellen, sagte René Pessier, Geschäftsführer der Mobilitätswerk GmbH Dresden. Das 2017 gegründete Unternehmen unterstützt Wirtschaft und kommunale Einrichtungen bundesweit beim betrieblichen Mobilitätsmanagement. Auf Basis der Fahrzeuglisten und der nutzungsspezifischen Kennwerte analysiert das 30-köpfige Team mit einer eigenentwickelten Software die bisherige Situation im Fuhrpark, leitet Elektrifizierungspotenziale ab und macht auch die Kostenstruktur transparent. Das Unternehmen hat bisher mehr als 50.000 Fahrzeuge, zum Teil in Fuhrparks mit mehr als 1000 Pkw und leichten Nutzfahrzeugen, fahrzeugscharf analysiert. Daraus resultieren laut René Pessier zwei wesentliche Erkenntnisse: Fast alle Fahrten in einem Fuhrpark können bereits heute problemlos mit einem E-Pkw zurückgelegt werden. Mit Zwischenladen wird eine nahezu vollständige Elektrifizierung möglich.

Herausforderungen sind aktuell z. B. in der Beschaffung von E-Fahrzeugen zu meistern. Lange Bestell- und unsichere Lieferzeiten, eine oft eingeschränkte Variabilität bei der Markteinführung neuer Modelle, technologische Kinderkrankheiten, das kompliziertere Aufladen statt des einfachen Tankens sowie die logischerweise fehlenden Langzeiterfahrungen mit diesen Autos bremsen hier. Auf diese Hemmnisse verwies Stefan Moeller, Geschäftsführer von Nextmove Leipzig, in seinem Vortrag. Das Unternehmen ist der größte E-Auto-Vermieter bundesweit und zurzeit mit über 400 E-Autos in zwölf Städten vertreten. Die Risiken kennen, aber ebenso die Chancen nutzen, riet Moeller. Dazu zählen die aktuellen Steuervorteile und Fördermöglichkeiten, die das E-Auto attraktiv machen. Nicht zu unterschätzen sei auch der Imagegewinn, den Firmen aus der Nutzung nachhaltiger Mobilität erzielen. Nextmove veröffentlicht regelmäßig Tutorials, in denen der Gebrauch von E-Autos erklärt wird. Das sei einfacher als Bedienungsanleitungen zu lesen, so Moeller.

Eine weitere Hürde bei der Nutzung der E-Mobilität ist die Ladeinfrastruktur. Energieversorger helfen, diese zu nehmen und unterstützen beim Aufbau der jeweils passenden betrieblichen Lösung. Benjamin Engelmann stellte das Portfolio der Stadtwerke Leipzig vor und informierte zu verschiedenen Szenarien wie das Laden auf dem Betriebsgelände mit Strom von Dritten und/oder aus eigener Erzeugung, mit der Nutzung ausschließlich für betriebliche Zwecke bzw. auch für Kunden, Mitarbeiter oder weitere Anwender. Wesentlich ist ein gesteuertes Lastmanagement, idealerweise integriert in das gesamte Gebäudemanagement, für eine sinnvolle Anschlussleistung.

Viele Fragen aus dem Chat kamen zum Thema Förderung bei der Anschaffung von Fahrzeugen und dem Aufbau der Ladeinfrastruktur. Hierfür ist die SAENA der kompetente Ansprechpartner in Sachsen.

Mehr Informationen

Alle Artikel E-Mail Xing