Was 1997 als regionale Zulieferkonferenz begann, hat sich zu einer deutlich über die Grenzen von Sachsen hinaus geschätzten Veranstaltung gemausert: So findet der Internationale Jahreskongress der Automobilindustrie 2021 bereits zum 25. Mal in Folge statt. Am 12. und 13. Oktober lädt der Jubiläums-Kongress erneut nach Zwickau ein. Dr. Dieter Pfortner, Präsident der veranstaltenden IHK Chemnitz, informiert zu Historie, Hauptinhalten und Höhepunkten des Ereignisses.
Die IHK-Regionalkammer Zwickau hat den Kongress vor 25 Jahren ins Leben gerufen. Welche Gründe spielten dabei eine Rolle?
Das Ziel war, eine Plattform in Sachsen zu schaffen, um Zulieferunternehmen miteinander ins Gespräch zu bringen, auch unter Einbeziehung politischer Entscheider sowie von Vertretern der Automobilhersteller. Dazu hat nicht zuletzt beigetragen, dass sich Volkswagen in Sachsen ansiedelte. Den hiesigen Unternehmen das nötige Wissen zu vermitteln, wie man sich als Zulieferer in der Branche aufstellen muss, war damals eine wesentliche Überlegung für die Etablierung der Veranstaltung.
Welchen Stellenwert besitzt der Kongress heute?
Während ähnliche Branchenformate in Deutschland nicht überlebt haben, ist aus der Konferenz ein echtes Markenzeichen des Autolandes Sachsen mit überregionaler Ausstrahlung gewachsen. Wir haben mitt-
lerweile ein Niveau erreicht, dass Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf uns zukommen und Themen anbieten, welche die Branche bewegen. Nicht zuletzt ist es die offene, teilweise auch sehr konträre Diskussion auf dem Kongress, die Gäste anzieht.
Welche Themen werden auf der Jubiläumsveranstaltung diskutiert?
Angesichts des enormen Umbruchs in der Branche stellen wir den Kongress unter das Motto „Revolution in der Autowelt“. Automatisiertes und vernetztes Fahren, digitalisierte Produktion sowie elektrifizierte Antriebe sind die großen Trends. Wir halten die Antriebsdiskussion offen und freuen uns auf Experten zu den Themen batterieelektrischer Antrieb, Wasserstofftechnologien und verbrennungsmotorische Mobilität, u. a. mit synthetischen Kraftstoffen. Zu diesen sowie den weiteren Trends werden Experten von Herstellern, Zulieferern und aus der Wissenschaft sprechen. International steht die Automotive-Branche in Südafrika im Fokus.
Welche aktuellen Herausforderungen beschäftigen die sächsischen Zulieferer zusätzlich zu den genannten Trends?
Das sind wie bei allen Unternehmen in der Branche die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen sowie Elektronikbauteilen und die Preisentwicklung. Die Energie- und Rohstoffversorgung nachhaltig und bezahlbar sicherzustellen, ist eine Kernforderung der sächsischen Industrie- und Handelskammern. Darüber werden wir auf dem Kongress genauso sprechen wie über Nachhaltigkeit. Dass die gesamte Branche hier ihren Beitrag leisten muss, ist unbestritten. Wir plädieren jedoch für mehr Vernunft und weniger Hauruck-Aktionen.
Was ist an beiden Kongresstagen geplant?
Der 12. Oktober beginnt nun schon traditionell mit der Jahreslounge des sächsischen Automobilzuliefernetzwerks AMZ. Außerdem können die Kongressgäste an diesem Tag das VW-Werk Zwickau besuchen und sich über den Umbau zum ersten E-Mobilitätsstandort des Konzerns informieren. Der Tag schließt mit dem Galaabend im August Horch Museum ab. Der zweite Tag ist den Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen im Zwickauer Rathaussaal vorbehalten. Darüber hinaus gibt es zwei wesentliche Neuerungen: Zum Galaabend verleihen wir erstmals den August-Horch-Ehrenpreis. Damit würdigen wir Persönlichkeiten bzw. Unternehmen, die sich besondere Verdienste um die Entwicklung der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer in Sachsen erworben haben. Außerdem gibt es am ersten Tag das Angebot, E-Mobilität selbst zu erfahren. Dafür stellen Autohäuser der Region auf dem Zwickauer Kornmarkt E-Modelle für Probefahrten bereit. Nicht nur die Kongressteilnehmer, sondern auch Zwickauer Bürger können dieses Angebot wahrnehmen.
Wer sind die wichtigsten Unterstützer des Kongresses?
Wir haben im Verlauf der 25 Jahre zahlreiche Förderer und Sponsoren gewinnen können, die wesentlich dazu beitragen, die hohe Qualität zu halten. Dafür sage ich allen ein ganz herzliches Dankeschön. Hervorheben möchte ich das Engagement von Michael Stopp, der den Kongress vor 25 Jahren mit aus der Taufe gehoben hat und seitdem fe-
derführend organisiert, mittlerweile sogar aus seinem Ruhestand heraus. Ein weiterer Dank gilt unserem Kooperationspartner, dem Netzwerk AMZ. Die ersten Veranstaltungen waren sozusagen die Geburtshelfer für das 1999 entstandene Netzwerk, das den Gedanken der Branchenplattform verstetigt hat und mit viel Leben erfüllt.
2020 war der Kongress eine der letzten Präsenzveranstaltungen vor der Corona-Herbstwelle. Was passiert, wenn sich die Situation erneut zuspitzt?
Wir arbeiten an Konzepten, damit wir geimpfte, genesene bzw. negativ getestete Gästen vor Ort begrüßen können. Falls das doch nicht möglich sein sollte, bieten wir das Format online an. Wir hoffen jedoch nicht, dass es dazu kommt. Drücken Sie uns die Daumen.