Das Automobiljahr 2021 bietet insgesamt mehr Negativ-Rekorde als Positiv-Schlagzeilen. Die erhoffte Erholung aus dem Corona-Tief erfüllte sich nicht. Elektroautos verzeichneten demgegenüber erneut hohe Zuwächse, blieben aber dennoch hinter den Erwartungen der Hersteller deutlich zurück.
In Europa (EU, UK, EFTA) lagen 2021 die Pkw-Neuzulassungen mit minus 1,5 Prozent noch unter dem Krisenjahr 2020; in Deutschland sogar mit minus zehn Prozent. Demgegenüber wuchsen die Neuzulassungen vollelektrischer Fahrzeuge (BEV) in Europa um 63 Prozent; in Deutschland sogar 83 Prozent. Diese Zuwächse spiegeln sich auch in den Produktionszahlen in Sachsen wider. 2021 wurden hier erstmals mehr als 200.000 BEV produziert und damit das Vorjahresniveau um 81,5 Prozent übertroffen. Dieser Zuwachs resultiert ausschließlich aus der Produktion im VW-Werk Zwickau, das mit 178.000 Fahrzeugen das Gesamtvolumen der in Sachsen hergestellten BEV weitgehend dominiert. Die Modelle ID.3 und ID.4 machen sogar mehr als 50 Prozent aller BEV aus‚ die die Marke Volkswagen 2021 weltweit auf den Markt gebracht hat. Mit dem Serienstart von drei Modellen der Konzernmarken Audi und Seat/Cupra hat das Werk 2021 den Umstieg auf einen Mehrmarken-Standort für E-Autos vollzogen.
Trotz dieser erfreulichen und für Standort und Region eminent wichtigen Zahlen liegen diese in einer Größenordnung von 25 bis 30 Prozent unter den Volumenzielen der Hersteller für 2021. Auch das Chemnitz Automotive Institute (CATI) hatte für 2021 eine Produktion von 280.000 BEV in Sachsen prognostiziert. Wesentliche Ursache dieser Entwicklung ist die massive Unterversorgung mit Halbleitern, die zu Fehlteilen bei vielen Komponenten geführt hat. Dies hat auch die Priorisierung der Standorte mit E-Fahrzeugen nicht verhindern können. Diese Mangelverwaltung wird noch zumindest im ersten Halbjahr 2022 fortbestehen. Hinzu kommt aktuell eine Kabel-Krise durch Lieferengpässe bei Kabelsträngen aus der Ukraine, die kurzfristig nicht zu ersetzen sind.
Neben den Volumenaspekten findet ab Mitte 2022 ein erneuter Umbruch bei der E-Fahrzeug-Produktion in Sachsen statt. Da die Marke VW auch andere Standorte auf die Produktion von Elektroautos umrüstet, wird sich das Produktspektrum insgesamt und die exklusive Fertigung bestimmter Modelle verändern. Ab Mitte 2022 wird der ID.4 in das Werk Emden verlagert. Ab 2023 wird auch das Werk Wolfsburg mit einer BEV-Fertigung starten, und zwar als Zweitstandort für den ID.3.
Auch bei BMW Leipzig erfolgen deutliche Veränderungen. Zur Mitte 2022 endet eine Ära. Mit dem i3 läuft das Modell aus, mit dem BMW seit 2013 eine Pionierrolle bei batterieelektrischen Fahrzeugen gespielt hat. Zugleich beginnt eine neue Ära: denn mit der Produktion des Mini Countryman (als Verbrenner und als BEV) wird auch dieses Werk zu einem Mehrmarken-Standort.
Weiter geht die Erfolgsgeschichte von Porsche Leipzig; beflügelt durch den Erfolg, den die Marke mit ihrer Taycan-Reihe erreicht hat. Das Werk Leipzig bereitet sich auf den Serienstart des vollelektrischen Macan vor, der ab 2023 auf der Premium-Plattform PPE des VW-Konzerns gebaut wird. Ab 2025 soll ein weiteres BEV-Modell in Leipzig gefertigt werden.
„Die Perspektiven für die Produktion von Elektroautos in Sachsen bleiben auch in den nächsten Jahren sehr positiv. Wir erwarten, dass das für 2021 prognostizierte BEV-Volumen der sächsischen Standorte im kommenden Jahr nicht nur erreicht, sondern sogar noch übertroffen wird “, so das Fazit des CATI, das diese Daten und Entwicklungen zur E-Mobilität im Rahmen seiner Mitarbeit im AMZ-Team zum Strukturwandel in Sachsen, finanziert aus dem sächsischen Haushalt, erhoben und bewertet hat.