Wie erreicht man mit digitalen Arbeitsmitteln messbare Wettbewerbsvorteile? Unter welchen Voraussetzungen lohnt sich der Einsatz mobiler Endgeräte? Pro und Contra zu diesen Themenfeldern diskutierten die Teilnehmer der Veranstaltung „Tablet, Datenbrille, Miniscanner – Logistik 4.0 für KMU“ Ende Januar 2019 beim Automotive-Logistikdienstleister Schnellecke Logistics Sachsen GmbH in Glauchau. Organisiert wurde der Thementag vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz.
Die wohl wichtigste Antwort auf die eingangs gestellten Fragen lautet: Akzeptanz. Sie ist der entscheidende Faktor, damit digitale Arbeitsmittel Unternehmen und Mitarbeitern gleichermaßen Nutzen bringen. Wie Schnellecke aus negativen Erfahrungen eine positive Lösung entwickelt und praktisch umgesetzt hat, davon konnten sich die Teilnehmer des Thementages direkt vor Ort überzeugen.
Der Logistikdienstleister sequenziert u. a. Fahrwerksmodule in mehreren hundert Varianten. Ein Mitarbeiter muss dazu in einer Schicht rund 1000 Picks ausführen, bisher auf der Basis vielstelliger Sachnummern. Um diese anstrengende Tätigkeit, die auch viele Fehlerquellen birgt, zu erleichtern, hat man bei Schnellecke die vielzahligen Nummern in einfache Vornamen übersetzt, weibliche für die 104 Varianten Schraubenfedern und männliche für die 58 Varianten Stoßdämpfer. Weitere Entlastung, u. a. für ein freihändiges Arbeiten, sollte der Einsatz von Datenbrillen bringen. Tests zeigten jedoch, dass das ständige Rechts-Hoch-Schauen auf die eingeblendeten Informationen für die Dauer einer Schicht zu anstrengend ist und insbesondere bei Brillenträger das Handling mit einer zweiten Brille nicht passt. Neben den Datenbrillen hatte die trainierende Firma auch ein Tablet mit der gleichen Software dabei. Die Schnellecke-Mitarbeiter griffen hier zu und fanden dieses mobile Arbeitsmittel deutlich besser geeignet als die Brillen. Nach Abstimmung der technischen Daten und Schnittstellen sowie einer dreiwöchigen Probephase wurde diese visuelle Lösung für die Sequenzierung eingeführt. Die Mitarbeiter haben auch dabei die Hände frei, denn aus ihren Reihen kam die Idee, das Tablet mit einer Halterung zu versehen und am Gestell für die Sequenzbildung zu verankern. Heute wird dem Kommissionierer auf dem Bildschirm angezeigt, wo er zum Beispiel Stoßdämpfer „Adam“ oder Feder „Eva“ findet. Mit umgehängtem Miniscanner kann er alle notwendigen Schritte ausführen. Neben einer spürbaren Arbeitserleichterung gehen damit Einsparungen von bisher zusätzlich notwendigen Kontrolltätigkeiten einher. Die Fehlerquote tendiert gegen Null.
Auch in der Kommissionierung von Kleinladungsträgern setzt Schnellecke Glauchau auf digitale Arbeitsmittel. Dort hat sich der Einsatz von Datenhandschuhen bewährt, die zukünftig noch um einen Mini-Bildschirm direkt am Arm erweitert werden können.
Die Teilnehmer, die sowohl aus der Automobilzulieferindustrie als auch aus Branchen wie Technische Textilien, Logistiksoftware und Feingerätebau kamen, zeigten großes Interesse an den vorgestellten Lösungen von Schnellecke sowie an den Leistungen des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Chemnitz, das KMU Schritt für Schritt bei der Erschließung digitaler Potenziale im eigenen Unternehmen begleitet.
Aufgrund zahlreicher Nachfragen wird der Thementag bei Schnellecke Glauchau am 19. März 2019 wiederholt. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: www.betrieb-machen.de