Den Mangel an Arbeitskräften sehen sächsische Automobilzulieferer als Haupthemmnis für die zukünftige Unternehmensentwicklung. Das Netzwerk AMZ nimmt sich dieses Themas an und geht hier weit über die Landesgrenzen hinaus.
Der oft genannte Mangel an den benötigten Mitarbeitern ist nicht nur gefühlt vorhanden, er ist real. Das belegen die Analysen der Fachkräfteallianzen: Bis 2030 verliert der sächsische Arbeitsmarkt 280.000 Menschen. „Wir werden diese enorme Lücke weder mit dem Berufsnachwuchs aus den eigenen Reihen noch durch Automatisierung und Digitalisierung schließen können. Das gezielte Gewinnen ausländischer Arbeitskräfte ist unumgänglich. Dafür braucht es auch neue finanzierbare Rekrutisierungsinstrumente und -dienstleistungen“, sagt AMZ-Netzwerkmanager Andreas Wächtler.
Das Netzwerk-Team hat die aktuelle Rekruting-Praxis analysiert und in einem Handbuch praktikable, finanzierbare und nachhaltige Wege zum Identifizieren, Gewinnen und Integrieren geeigneter ausländischer Mitarbeiter dargestellt. Das Dokument entstand in einem Projekt im Rahmen der Fachkräfterichtlinie „Anwerbung/Begleitung ausländischer Fachkräfte und Auszubildender“ mit Unterstützung der Fachkräfteallianz Zwickau.
Die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Rekruting obliegt dem Inland: „Ausländische Arbeitskräfte müssen eine offene Gesellschaft vorfinden, die sie auf allen Ebenen – politisch, institutionell, unternehmerisch wie auch gesellschaftlich – akzeptiert und willkommen heißt. Dies bedeutet zuallererst ein Umdenken über die Rolle von ausländischen Arbeitskräften in unserer Gesellschaft. Knapp jede vierte Person in Deutschland hat einen Migrationshintergrund“, betont Andreas Wächtler.
Neben der Willkommenskultur spielen die rechtlichen Rahmenbedingungen wie Erteilung der Aufenthaltserlaubnis und Anerkennung von Berufsabschlüssen sowie die sprachliche, kulturell-gesellschaftliche und weitere fachliche Qualifikation eine Rolle. Dazu werden im Handbuch die verschiedenen Verfahrensweisen vorgestellt.
Als schwierig erweist es sich nach wie vor, Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland zu holen. Dabei sieht das AMZ-Team gerade in Regionen wie der Ukraine, den GUS-Staaten, in Südostasien oder Mittel- und Südamerika hierfür Potenzial. Abhilfe erhoffen sich nicht nur die Sachsen vom neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das zum 1. März 2020 in Kraft tritt. Klar ist für Andreas Wächtler aber auch: „Viele daraus resultierende Erleichterungen werden nicht automatisch zu einem Zustrom von ausländischen Arbeitskräften nach Sachsen sorgen. Nach wie vor werden wir uns mit den Hemmnissen in der öffentlichen Verwaltung und den Problemen mit der Auslegung und Durchführung der neuen Gesetzlichkeiten auseinandersetzen müssen. Wir werden die Zulieferer in diesem Prozess weiter unterstützen und planen entsprechende Projekte dafür.“
Direkte Hilfe im Ausland bietet AMZ bereits über seine rund 160 Mitglieder und weiteren Partner an. Sie sind über Deutschland hinaus aktiv an 580 Standorten auf allen Kontinenten.