Auf dem Weg zu einem stillstands- und kollisionsfreien Straßenverkehr haben sächsische Unternehmen und Forschungseinrichtungen wesentliche Voraussetzungen geschaffen. Die mehr als 40 Partner in der Landesinitiative „Synchrone Mobilität 2023“ stellten Ergebnisse ihrer Arbeit am 9. Oktober 2019 im Konferenz-Center des Flughafens Dresden vor.
Der Ort war nicht zufällig gewählt, denn vor dem Airport verläuft eine der insgesamt 20 Kilometer langen Teststrecken, auf denen im Dresdner Stadtgebiet das vernetzte und automatisierte Fahren erprobt wird. Das digitale Testfeld in der sächsischen Landeshauptstadt gilt als das größte von acht in Deutschland. Es ist vor allem auf das Entwickeln und Nutzen neuer Fahrzeug- und Kommunikationstechnologien im innerstädtischen Verkehr ausgerichtet, betont Mirko Taubenreuther von der IAV. Das Automotive-Engineeringunternehmen mit einem Entwicklungszentrum in Chemnitz/Stollberg gehört ebenso zum Konsortium wie BMW, dresden elektronik, Mugler, Noritel, Preh Car Connect, das Fraunhofer IVI, die TU Chemnitz und Dresden sowie weitere Einrichtungen.
11 bis 17 Prozent effizienter fahren durch Vernetzung
Die nahtlose Integration des automatisierten und vernetzten Fahrens in den innerstädtischen Mischverkehr, das vorausschauende Fahren in Abstimmung mit anderen Verkehrsteilnehmern und Lichtsignalanlagen sowie die Entwicklung eines automatisierten Elektrofahrzeugs einschließlich einer vollautomatischen Schnellladetechnologie lauteten Aufgaben, für welche die Forscher und Entwickler seit Start der der von der Sächsischen Energieagentur SAENA koordinierten Initiative „Synchrone Mobilität 2023“ erste Ergebnisse präsentierten. Entstanden sind Prototypen, mit denen konkrete Verkehrssituationen assistiert werden. Die sogenannte Signalempfehlung zeigt dem Fahrer auf, mit welcher Geschwindigkeit er sich einer Ampel nähern sollte, um übermäßiges Bremsen bzw. Beschleunigen zu vermeiden. „Das hält den Verkehr flüssig und trägt zu einer energieoptimierten Fahrweise bei“, so Taubenreuther. Ähnliches gilt für die Rückstau- und die Fahrspurempfehlung sowie das Anfahren im Pulk. Zwischen 11 bis 17 Prozent effizienteres Fahren aufgrund der Vernetzung sei bereits nachgewiesen, sagt der Automotive-Fachmann.
Technologievorbereitung für europäische Standardisierung
Damit die Verständigung zwischen automatisierten Fahrzeugen, konventionellen Verkehrsteilnehmern und der Infrastruktur reibungslos funktioniert, braucht es neben neuen Fahrzeugkonzepten und Assistenzsystemen ebenso neue IT-Vernetzungen, Kommunikations-, Ortungs- und Navigationstechnologien sowie kooperative Verkehrssteuerungen. Im digitalen Testfeld Dresden sorgen aktuell 20 sogenannten Roadside Units dafür, dass sich Auto und Ampel „verstehen“. Diese Vernetzung der Lichtsignalanlagen soll bis Frühjahr 2020 auf 45 ausgebaut werden.
Mit den Technologie-Entwicklungen für das automatisierte und vernetzte Fahren leisten die Partner in der sächsischen Initiative „Synchrone Mobilität 2023“ zugleich wesentliche Vorarbeit für eine europäische Standardisierung in diesen Bereichen, unterstreicht Mirko Taubenreuther. Ob die Vision vom perfekt synchronisierten Verkehrsnetz bis 2023, dem Ende der Projektlaufzeit, wirklich umgesetzt ist, bleibt offen. Fest steht, das bis dahin weitere entscheidende Bausteine gesetzt werden. Natürlich mit sächsischer Expertise.