Appell an Zulieferer: Qualifizierungsangebote nutzen

Appell an Zulieferer: Qualifizierungsangebote nutzen
Der Strukturwandel in der Branche stellt Automobilzulieferer auch vor personelle Herausforderungen. Gefordert sind neue berufliche Kompetenzen. Qualifizierungsangebote und auch Förderungen dafür gibt es bereits, jedoch werden sie zurzeit noch zu wenig genutzt. Foto: pixabay/geralt
17.04.2024 | Redaktion Autoland

Laut Bundesagentur für Arbeit fanden im Vorjahr in Südwestsachsen 1.005 Weiterbildungen im Rahmen des Qualifizierungs-Chancengesetzes statt. Das entspricht 0,2 Prozent der etwa 545.000 Beschäftigten in der Region.

Mittelstand hält sich bei Qualifizierungen noch zurück

„Bisher nutzen nur wenige Zulieferer die vorhandenen Qualifizierungsangebote. Dabei ist das eine zentrale Stellschraube für den zukünftigen Erfolg“, sagt Jörg Fischer, operativer Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit Zwickau (BA). „Berufsbilder, die sich durch hohe Routinetätigkeiten auszeichnen, werden aufgrund von Automatisierung stark zurückgehen oder ganz wegfallen. Zudem werden Ausbildungen nach und nach modernisiert, um sie an die technische Weiterentwicklung, die Digitalisierung und das Thema Nachhaltigkeit anzupassen. Zulieferer müssen hier hinterher sein, um am Markt bestehen zu können“, so Fischer weiter.

Gemeinsam mit den weiteren ITAS-Partnern AMZ, IHK Chemnitz, IG Metall Chemnitz/Zwickau und der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (CWE) unterstützt die BA Automobilzulieferer in Südwestsachsen bei der Transformation.

Neue Fördermöglichkeiten seit 1. April

Eine neue Leistung im Rahmen der Beschäftigtenqualifizierung ist das Qualifizierungsgeld. „Zielgruppe sind Beschäftigte, denen im besonderen Maße durch die Transformation der Arbeitswelt der Verlust von Arbeitsplätzen droht, eine berufliche Weiterbildung jedoch eine zukunftssichere Beschäftigung im aktuellen Betrieb ermöglicht“, erklärt Fischer.

Das Qualifizierungsgeld ergänzt die bestehenden Instrumente der Beschäftigten-qualifizierung. Es wird unabhängig von der Betriebsgröße, dem Alter oder der Qualifikation der Beschäftigten gezahlt und als Entgeltersatzleistung geleistet. Die Höhe des Qualifizierungsgeldes beträgt 60 bzw. 67 Prozent des Nettoentgeltes, das durch die Weiterbildung entfällt. Arbeitgeber können den Betrag aufstocken. Die Weiterbildungskosten trägt der Arbeitgeber.

KMU unter bestimmten Voraussetzungen von Lehrgangskosten befreit

„Mit der Reform der Beschäftigtenqualifizierung werden wesentliche Anregungen der BA zur Vereinfachung und Erweiterung der bisherigen gesetzlichen Förderung aufgegriffen. So gibt es eine deutliche Komplexreduktion zu Gunsten der Unternehmen. Unter anderem werden definierte Wartefristen von vier auf zwei Jahre reduziert, feste Fördersätze etabliert und es erfolgte ein Neuzuschnitt der Betriebsgrößen, so dass mehr Unternehmen von höheren Fördersätzen profitieren können. Bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wird auf eine Beteiligung des Arbeitgebers an den Lehrgangskosten komplett verzichtet, wenn der/die Beschäftigte über 45 Jahre oder schwerbehindert ist. Zudem werden auch behinderungsbedingte Mehraufwendungen übernommen“, so Fischer weiter.

IHK bietet Qualifizierungs-Coaching für Führungskräfte an

Automobilzulieferer und ihre Mitarbeiter können auch zahlreiche Beratungsangebote in Anspruch nehmen. So bietet die BA die Berufsberatung im Erwerbsleben an. Sie hat das Ziel, Beschäftigte dauerhaft in ihrem jeweiligen Betrieb zu halten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich dort weiterzuentwickeln. Zudem unterstützt die IHK Chemnitz Führungskräfte mit Personal- und Qualifizierungs-Coachings. Bei der Umsetzung und Weiterführung der hierbei definierten Handlungsfelder sind Qualifizierungen mit Mitteln der BA finanzierbar.

„Damit die Region mit ihren vielen etablierten Fertigungsbetrieben auch das nächste Level erreicht – hin zur Technologieführerschaft – müssen weitere entsprechende Kompetenzen ausgebaut werden“, sagt Patrick Korn, ITAS-Projektleiter der IHK Chemnitz. „Geschieht das nicht, verlieren wir unseren Wettbewerbsvorteil als Produktionsstandort. Die Region wird für neue Ansiedlungen unattraktiv. Die Belegschaft neu zu qualifizieren, ist daher ein zentrales Standbein, um Südwestsachsen als Industriestandort zu erhalten“, so Korn weiter.

Mitarbeiter in den Wandel einbeziehen

Auch die IG Metall Chemnitz/Zwickau hat die betriebsinterne Kompetenzentwicklung im Blick. „Es ist wichtig, die Mitarbeiter rechtzeitig und umfassend in den Transformationsprozess einzubeziehen und sie dafür zu motivieren“, betont Marcus Galle, betrieblicher Berater und ITAS-Projektleiter der IG Metall. „Werden Mitarbeiter kaum unterstützt, kann es nicht überraschen, wenn sie sich nach neuen beruflichen Perspektiven umsehen. Mit diesem Verlust kann auch der Wandel im Betrieb ins Stocken geraten. Wir möchten hier gegensteuern. Dafür gehen wir in die Unternehmen und erarbeiten gemeinsam mit Betriebsräten und Geschäftsführung geeignete Maßnahmen, den Wandel und die Qualifizierung voranzutreiben“, so Galle weiter.

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