Damit Fahrzeuge mit hochautomatisierten Fahrfunktionen und autonome Fahrzeuge für den Straßenverkehr zugelassen werden, müssen die dafür nötigen Systeme und Technologien grundlegend auf ihre Sicherheit geprüft werden. Generelle Funktionstüchtigkeit, Robustheit gegen äußere Einflüsse und Praxistauglichkeit im Straßeneinsatz und dies auch über ein langes Fahrzeugleben hinweg sind einige Schwerpunkte, die es abzusichern gilt.
Aktuelle Verfahren eignen sich dazu nur bedingt, sie sind zeit- und kostenintensiv und vor allem nicht robust genug. Das möchte die DEKRA, die Herstellern bei der Zulassung solcher Systeme zur Seite steht und mit dem DEKRA Lausitzring ein Prüfgelände für automatisiertes und vernetztes Fahren betreibt, ändern. Gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie, vor allem aus dem sächsischen Raum, arbeitet man an einer ganzheitlichen, integrierten Absicherungskette für das hochautomatisierte und autonome Fahren.
Assistenzsysteme, die den Fahrer u. a. in der Geschwindigkeitsregelung und Spurführung unterstützen und in kritischen Situationen notfalls aktiv eingreifen, sind mittlerweile standardmäßig in vielen Neufahrzeugen zu finden. In den dafür etablierten Tests stellen diese Systeme ihre generelle Wirksamkeit und Funktionsfähigkeit in klar definierten Situationen unter Beweis. Aussagen zu den Systemgrenzen und zur Robustheit der Systeme gegenüber äußeren Einflüssen sind dabei eher von untergeordneter Bedeutung. Dieses Vorgehen wird für das Inverkehrbringen von Level 4- und 5-Systemen nicht ausreichen. „Auf dem Weg dorthin sind noch viele Herausforderungen in punkto Absicherung zu lösen“, sagt Uwe Burckhardt, Leiter Verwaltung und Vertrieb des DEKRA-Testgeländes für automatisiertes und vernetztes Fahren am Lausitzring, und verweist u. a. auf die physikalischen Grenzen der Systeme: „Wir brauchen zum Beispiel auch Aussagen, wie die Systeme beschaffen sein müssen, damit sie auch in komplexen Situationen und bei unterschiedlichen Tageslicht- und Witterungsverhältnissen zuverlässig reagieren und dies über das komplette Fahrzeugleben mit teilweise auch wachsenden Ansprüchen an die zu meisternden Situationen.“
In Sachsen findet DEKRA Partner mit allen erforderlichen Kompetenzen zur ganzheitlichen Absicherung
Wie viele Kilometer zur Absicherung hochautomatisierter Fahrfunktionen im Realverkehr zurückgelegt werden müssen, darüber sind sich die weltweiten Experten uneins. Je nach Studie schwanken die Zahlen zwischen 80 Millionen und 240 Millionen Testkilometern. Klar ist, dass dies nicht allein mit realen Testfahrten geleistet werden kann. Wesentliche Umfänge müssen simuliert werden. Während die physikalischen Fahrzeugmodelle aus der Historie als recht ausgereift angenommen werden können, stellt sich die Frage, wie repräsentativ die Umgebungsmodelle die tatsächlichen Bedingungen auf den Straßen abbilden und welche Güte Sensormodelle haben, zu denen meist noch sehr wenig Erfahrungen vorliegen. In jedem Fall scheint sicher, dass die Simulationen in deterministischen Versuchen praktisch validiert werden müssen. Sinnvollerweise sollten hierbei sowohl grundlegende „Stützstellen“ der Simulationen als auch von der Simulation als besonders kritisch eingestufte Situationen reproduzierbar praktisch nachgestellt werden. Nach Bestehen dieser Phase müssen sich die Systeme natürlich noch praktisch im Flottenfeldversuch zuerst auf einem Testgelände und später im öffentlichen Verkehr bewähren.
„Wir bauen mit unseren Partnern von der Simulation und deren Validierung über reproduzierbare deterministische Fahrversuche auf unserem Testgelände bis hin zur Breitenerprobung im Testgelände und im öffentlichen Raum eine Kette für die ganzheitliche Absicherung des hochautomatisierten und autonomen Fahrens auf. In der Region, speziell auch in Sachsen, finden wir Partner, die über fast alle erforderlichen Kompetenzen und Strukturen verfügen, um mit uns Antworten für diesen komplexen Bereich zu liefern“, betont Uwe Burckhardt.
Neben der Einbindung von Partnern, die die Bereiche Simulation, Sensormodelle und Sensordatenfusion besetzen, ist die weitere Verbesserung der Voraussetzungen für szenarienbasiertes Testen auf dem DEKRA Testgelände am Lausitzring ein zentrales Thema. Neben neuen Strecken, die 2020 dort dafür gebaut werden, ist die Fertigstellung der Infrastruktur mit 5G Campusnetz, einem eigenen Cloudsystem zur Datenhaltung, einem Leitstandsystem für szenarienbasiertes Testen und dem Flottendauerlauf auf dem Prüfgelände sowie einer modernen ITS Infrastruktur vorgesehen. Im digitalen Testfeld in und um Dresden sieht DEKRA darüber hinaus sehr gute Ansätze gegeben, um den Betrieb von Erprobungsstrecken für hochautomatisierte und autonome Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen in den Bereichen Autobahn, Landstraße und innerstädtischen Bereich zu organisieren.
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