Prof. Dr. Oliver G. Schmidt, u. a. langjähriger Direktor des Instituts für Integrative Nanowissenschaften am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden, wechselt zum 16. September 2021 an die TU Chemnitz. Hier wird er seine Forschungsarbeiten insbesondere auf dem Gebiet der nanomembran-basierten Materialien, einem der modernsten Felder im Bereich der Mikro- und Nanotechnologien, am neuen „Zentrum für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen“ (MAIN) sowie an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik (Professur Materialsysteme der Nanoelektronik) fortführen.
„Im Fußball würde man an dieser Stelle von einem absoluten TOP-Transfer sprechen. Diesem sind äußerst intensive Verhandlungen vorausgegangen, bei denen es nicht nur um den Wechsel von Dresden nach Chemnitz ging, sondern auch ein hochkarätiges Angebot aus dem Ausland abgewehrt werden musste“, kommentiert der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, diese Personalie. Prof. Schmidt zählt zu den TOP-1-Prozent der weltweit meistzitierten Wissenschaftler seiner Disziplin, verfügt über ca. 870 Veröffentlichungen in referierten Fachzeitschriften, darunter in äußerst renommierten internationalen Fachzeitschriften wie Nature und Science, und wurde für seine herausragenden Arbeiten zur Erforschung, Herstellung und innovativen Anwendung funktioneller Nanostrukturen mit dem „Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis“, dem wichtigsten Forschungsförderpreis Deutschlands, 2018 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.
Biosuperkondensator, Mikro-Roboter, gefaltete Chips: Superlative im kleinsten Bereich
Mit dem Namen von Prof. Schmidt sind herausragende Innovationen verbunden: 2021 gelang ihm an der Spitze eines internationalen Forschungsteams die Entwicklung des weltweit kleinsten sogenannten „Biosuperkondensator“ – eines Energiespeichers für biomedizinische Anwendungen. Dieser ist kleiner als ein Staubkorn, funktioniert bereits in (künstlichen) Blutbahnen und liefert genügend Energie für ein winziges Sensorsystem zur Messung des pH-Wertes in menschlichem Blut.
Eine weitere bahnbrechende Innovation ist der kleinste mikroelektronischen Roboter der Welt. Dieser ist 0,8 mm lang, 0,8 mm breit und 0,14 mm hoch, wird durch einen Zwillings-Düsenjet angetrieben und ist mechanisch extrem flexibel, beweglich sowie mit diversen Funktionen ausgerüstet. Über die letzten Jahre hat Prof. Schmidt mit seinem Forschungsteam und diversen Kooperationspartnern eine neue Methode entwickelt, um hauchdünne Materialien auf einem Chip zu dreidimensionalen komplexen Mikrobauelementen zu falten oder aufzurollen. Mit dieser sogenannten „Mikro-Origami-Technik“ können neuartige dreidimensionale Mikro- und Sensorsysteme sowie ultra-kompakte und leistungsfähige Energiespeichersysteme konzipiert und hergestellt werden, die exzellente Kenndaten aufweisen sowie extrem leicht und kompakt sind.
Ergebnisse mit nationaler und internationaler Sichtbarkeit erzielen
Prof. Dr. Oliver G. Schmidt sagt: „Ich freue mich sehr, dass an der TU Chemnitz mit dem Smart Systems Campus und dem Forschungszentrum MAIN Orte geschaffen wurden, an denen die Grenzen des Machbaren im Bereich der Mikro- und Nanotechnologien verschoben und völlig neue Anwendungskonzepte entwickelt werden können. Mit der nachhaltigen Unterstützung der Universität und in Kooperation mit den vielen exzellenten Chemnitzer Kolleginnen und Kollegen wollen wir in diesem hart umkämpften Forschungszweig auch in Zukunft Ergebnisse mit nationaler und internationaler Sichtbarkeit erzielen“.
Prof. Schmidt war zuvor u. a. langjähriger Direktor des Instituts für Integrative Nanowissenschaften am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) Dresden. Da die Stelle am IFW Dresden in gemeinsamer Berufung mit der TU Chemnitz besetzt wurde, gab es bereits Aktivitäten von Prof. Schmidt an der TU Chemnitz. Dazu zählt vor allem die Initiative für das „Zentrum für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen“ (MAIN) – ein europaweit einzigartiges Forschungszentrum, das nach einem erfolgreichen Antrag beim Wissenschaftsrat mit rund 34,3 Millionen Euro Bundes- und Landesmitteln gebaut und im August 2018 der TU Chemnitz übergeben wurde.
Zur Person: Prof. Dr. Oliver G. Schmidt
Nach seinem Abitur an der Deutschen Schule in London im Jahr 1990 studierte Oliver G. Schmidt Physik an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, am King’s College London und an der Technischen Universität Berlin. 1999 wurde Schmidt an der TU Berlin promoviert und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Nach einem Forschungsaufenthalt an der University of Southern California kehrte er als Forschungsgruppenleiter nach Stuttgart zurück. 2003 habilitierte er sich an der Universität Hamburg. 2007 wurde er als Professor für Materialsysteme der Nanoelektronik an die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universität Chemnitz berufen. Gleichzeitig wurde er Direktor des Instituts für Integrative Nanowissenschaften am Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden. Weiterhin verfügt er seit 2007 über eine Zweitmitgliedschaft an der Fakultät für Naturwissenschaften der TU Chemnitz. Schmidt initiierte an der TU Chemnitz den Neubau des „Zentrums für Materialien, Architekturen und Integration von Nanomembranen“ (MAIN), das seit 2018 etwa 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern modernste Forschungs- und Arbeitsbedingungen bietet. Schmidt wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2018 mit dem „Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Ebenfalls 2018 wurde er in die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) gewählt. Seit 2020 ist er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Der Nanowissenschaftler zählte 2019 wie im Vorjahr zu den weltweit am häufigsten zitierten Wissenschaftlern. Dies ergab das jährliche Ranking „Highly Cited Researcher“ des amerikanischen Datenanalytik-Unternehmens Clarivate Analytics.