Als weltweit erstes Automobilwerk pilotiert BMW Leipzig in seiner Lackiererei eine neu entwickelte Brennertechnologie. Dabei ist neben Erdgas auch grüner Wasserstoff nutzbar. Damit prüft das Werk die Machbarkeit, den CO2-intensiven Einsatz des fossilen Energieträgers Erdgas zu reduzieren.
Der Brenner kann Wasserstoff (H2) und das Erdgas Methan (CH4) sowohl allein als auch im Gemisch verbrennen. Die Umstellung der Brennstoffe kann im laufenden Betrieb erfolgen. Der Einsatz des Doppelbrenners erfolgt zunächst im Pilotbetrieb. Das innovative brennstoff-flexible Brennersystem entstand in Kooperation mit der Firma Saacke aus Bremen, das Fraunhofer Institut IFF in Magdeburg unterstützt bei der Integration des Sicherheitskonzepts.
Voraussetzung für einen kontinuierlichen Wasserstoff-Einsatz ist die ausreichende leitungsgebundene Verfügbarkeit grünen Wasserstoffs. Für das Werk Leipzig bietet sich die Chance, ein in der Region entstehendes Wasserstoffnetz dafür zu nutzen.
Einsatz von Wasserstoff in der Logistik
In der Werkslogistik kommt Wasserstoff bereits seit Jahren als Energieträger zum Einsatz. 2013 entstand die erste Indoor-Wasserstoff-Tankstelle Deutschlands auf dem Leipziger Werksgelände. Gabelstapler und Routenzüge für die Intralogistik können dort betankt werden. Knapp zehn Jahre später besitzt das Werk mit über 130 Brennstoffzellen-betriebenen Flurförderfahrzeugen die größte Flotte in Deutschland. Fünf Intralogistik Wasserstofftankstellen befinden sich auf dem Werksgelände, die jüngste wurde gerade in Betrieb genommen und ermöglicht erstmals voll automatisierte Tankvorgänge.
Auch in der Logistik über die Werkstore hinaus erprobt die BMW Group gemeinsam mit Partnern den Einsatz von Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Transportlogistik und engagiert sich in den Forschungsprojekten H2HAUL und HyCET. Wasserstoff stellt aufgrund kurzer Betankungszeiten, hoher Nutzlast und Einsatzflexibilität sowie attraktiver Reichweiten einen vielversprechenden Energieträger in der Transportlogistik dar. Der Einsatz von grünem Wasserstoff, welcher auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird, schafft somit Voraussetzungen für eine zukünftig CO2-reduzierte Langstreckenlogistik.
Engagiert in Forschungsprojekten
Bei H2HAUL geht es um die Entwicklung und Pilotierung von 16 Brennstoffzellen-Lkw in Belgien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Auch sollen neue Wasserstofftankstellen mit hoher Kapazität installiert werden, um die Schwertransporter zuverlässig mit Wasserstoff zu versorgen. Das Projekt begann 2019 und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Der deutsche Projektumfang umfasst den Einsatz von zwei Brennstoffzellen-LKW, die für BMW Group Transporte zwischen dem Werk Leipzig und Nürnberg eingesetzt werden sollen.
Lkw mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor im Test
Im Rahmen von HyCET treibt die BMW Group als Konsortialführer die Entwicklung und Erprobung von Wasserstoff-Lkw mit Verbrennungsmotor in der Transportlogistik voran. Im September bewilligte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) Fördergelder in Höhe von 11,3 Millionen Euro. Das Forschungsprojekt zielt darauf, das Potenzial von CO2-reduzierten Lkw mit Wasserstoffverbrennungsmotor in der Transportlogistik aufzuzeigen. Im Kontext von HyCET geht es neben der Technologieentwicklung der Lkw auch um den Aufbau zwei öffentlich zugänglicher Wasserstofftankstellen.
Werk Leipzig – von Anfang an auf Nachhaltigkeit ausgerichtet
„Nachhaltigkeit liegt sozusagen in den Genen des Werks Leipzig. Schon bei der Planung des Werks haben wir großen Wert auf effiziente und nachhaltige Prozesse gelegt. Ein für alle sichtbares Ergebnis sind die vier Windräder, die das Werk mit elektrischer Energie versorgen“, so Werkleiterin Petra Peterhänsel. Ein weiterer Meilenstein neben den 2013 errichteten Windrädern mit einer Leistung von 10 MW (Produktion von ca. 26 GWh/Jahr) war die Eröffnung der Batterie-Speicherfarm im Jahr 2017. Dort kommen bis zu 700 Hochvoltbatterien aus BMW i3 zu ihrem zweiten Einsatz. Die Anlage kann Strom, u.a. aus den Windenergieanlagen, auf dem Werksgelände zwischenspeichern und so das lokale Energiemanagement optimieren oder zur Netzstabilisierung des Stromnetzes beitragen.