Seit sechs Jahren misst Exact Systems die Stimmung in der europäischen Automobilindustrie. Für das Motobarometer 2022 befragte der international tätige Spezialist für Automotive-Qualitätsdienstleistungen knapp 1.000 Unternehmen in elf Ländern. Die Ergebnisse stellte Vertriebsleiter Dominik Owsiak zur AMZ-Jahreslounge auf dem 26. Automotive Forum Zwickau vor.
Ein Trend der aktuellen Studie zeigt: Elektromobilität ist weiter auf dem Vormarsch. Der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge am Gesamtabsatz in Europa liegt im ersten Halbjahr 2022 bei 37 Prozent. Allerdings gibt es hier große Unterschiede zwischen West- und Osteuropa. Deutschland, Frankreich und Schweden belegen die ersten drei Positionen mit fünf- bzw. sechsstelligen Absatzzahlen. Polen dagegen kommt nur auf einen niedrigen vierstelligen Wert. Dieses Bild widerspiegelt sich auch in der E-Ladeinfrastruktur. Hier liegen die Niederlande mit 90.000 Ladestationen vor Deutschland mit 59.000 Stationen. Polen weist 2.300 Ladestationen auf, Schlusslicht Zypern 57.
Auftragsplus durch E-Mobilität erwartet
Unter den befragten deutschen Unternehmen rechnen 56 Prozent mit einem Auftragsplus durch die Entwicklung der E-Mobilität. Das ist der höchste Wert in den elf untersuchten Ländern. 38 Prozent der Befragten erwarten, dass die Beschäftigung in ihrem Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten ansteigt. Das ist der niedrigste Wert in der Umfrage. Hohe Vergütungserwartungen sowie begrenzte Verfügbarkeit von Arbeitskräften sehen die deutschen Automotive-Firmen als größte Herausforderungen im Personalbereich an. 30 Prozent der Befragten beschäftigen aktuell Arbeitnehmer aus der Ukraine, doppelt so viele wie noch 2021.
Auswirkungen des Krieges unterschiedlich bewertet
Die Auswirkungen des Krieges bewerten deutsche Firmen zu einem Drittel als neutral, weitere 30 Prozent als sehr ungünstig und 17 Prozent als ungünstig. In Polen und Ungarn sind den Umfrageergebnissen zufolge die Auswirkungen schwerwiegender. In Polen sehen mehr als 70 Prozent und in Ungarn mehr als 80 Prozent ungünstige bzw. sehr ungünstige Folgen. Dazu gehören das Fehlen bzw. eine geringe Verfügbarkeit von Teilen und Rohstoffen, hohe Materialkosten, vorübergehende Werksschließungen sowie eine geringere Nachfrage nach Neuwagen.
14 Prozent der Vertreter von Automobilwerken in Deutschland glauben, dass infolge von Pandemie und Krieg ein schnellerer Übergang von der Produktion verbrennungsmotorischer zu Elektro- und Wasserstofffahrzeugen passiert. 43 Prozent prognostizieren einen vollständigen Ausstieg aus der Produktion von Verbrenner-Fahrzeugen ab 2025. Unter den befragten polnischen Unternehmen sehen 27 Prozent diesen Zeitpunkt als realistisch an.
Die komplette Trendstudie ist hier verfügbar.