Die AKE-Systemtechnik GmbH aus Reinsdorf bei Zwickau hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten Produktionsprozesse rund um die Welt automatisiert, vor allem in Automobil- und Zulieferfabriken. In jüngster Zeit waren die Kompetenzen der ca. 80 Mitarbeiter für Roboter- und Sonderanlagen jedoch vor allem direkt vor der Haustür gefragt. Das hat viel mit dem Hochlauf der Elektrofahrzeug-Fertigung in Sachsen zu tun.
Nur einen „Katzensprung“ entfernt befindet sich aktuell das bisher anspruchsvollste AKE-Projekt im Produktionshochlauf. Im neuen Werk von Meleghy Automotive in Reinsdorf fügen insgesamt etwa 80 Roboter in vier Anlagen Bauteile zu Längsträgern für den ID.4, den ersten vollelektrischen Kompakt-SUV von VW.
Eine ähnliche Anlagentechnik hat AKE bereits Mitte 2019 im Meleghy Automotive Werk Gera in Betrieb genommen. Dort startete die Produktion mit Längsträgern für den ID.3. In den zurückliegenden Monaten wurden diese Komponenten auch im Mix mit dem ID.4 auf flexiblen AKE-Anlagen gefertigt. Vier Längsträger pro Fahrzeug bilden das „Gerüst“ der Bodengruppe, in der das wichtigste Element des E-Autos, die Batterie, verankert ist. Jeder Träger besteht aus ca. 20 Einzelteilen, die von Robotern mit rund 200 Schweiß- und Klebepunkten zu einer Baugruppe gefügt werden.
Partnerschaftliches Trio
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden mittelständischen, familiengeführten Unternehmen Meleghy Automotive und AKE gibt es schon fast ein Jahrzehnt. Die herausfordernden Projekte für den Modularen Elektrobaukasten (MEB) des VW-Konzerns haben sie auf eine neue Stufe gehoben, betonen Dr. Thomas Werle, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Meleghy International, und Uwe Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter von AKE: „Wir sind gemeinsam daran gewachsen, haben eine gute Partnerschaft aufgebaut. Das gilt genauso für das bauausführende Unternehmen Goldbeck. Als Trio konnten wir flexibel agieren und trotz mancher Widrigkeiten die anspruchsvollen Vorgaben erfüllen.“
Für Meleghy Automotive war es wichtig, die Investitionen in Thüringen und Sachsen mit Unternehmen aus der Region umzusetzen. „Ein solches Vorgehen sichert Arbeitsplätze vor Ort und schafft auch neue“, so Dr. Werle. Im neuen Werk in Reinsdorf sollen bei voller Kapazität etwa 400 Personen arbeiten, ca. 150 sind bereits tätig. Ein Teil der Mitarbeiter wird vom Werk in Bernsbach nach Reinsdorf kommen. Darüber hinaus werden neue Kollegen gesucht, u. a. Fachleute für Robotik oder in der Logistik.
Der Vorteil vom Know-how im eigenen Haus
Auch bei AKE sind qualifizierte und motivierte Mitarbeiter für Automatisierungstechnik und Robotik willkommen. Das Unternehmen realisiert von der Planung und Konstruktion über die Montage und Programmierung bis zur Inbetriebnahme sowohl Großanlagen als auch Einzelprojekte wie Vorrichtungen, Fördersysteme oder flexible Roboterfertigungszellen. Neben Technik für die Automobilfertigung wie Karosseriebauanlagen werden Ausrüstungen für Batteriehersteller, Maschinenbauer oder die Textilindustrie projektiert und umgesetzt. „Wir sind bereits in der Angebotsphase des Kunden mit dabei und planen nach Zeichnung oder Bauteil die Fertigungsprozesse und das Anlagenkonzept dafür. Wir sehen es als großen Vorteil an, das Know-how für
mechanische und Elektrokonstruktion, für Software und Programmierung komplett im eigenen Haus zu haben. Ferner profitieren wir von einem regionalen Netzwerk, um uns kapazitiv zu verstärken“, betont Uwe Schneider.
Das Automotive-Geschäft dominiert
Der Geschäftsführende Gesellschafter von AKE hat sich nach seinem Maschinenbau-Studium 2001 mit einem Ingenieurbüro selbstständig gemacht und für namhafte Automobilhersteller sowie Systemlieferanten gearbeitet. 2005 übernahm er das Metallbauunternehmen seines Vaters, führte beide Firmen zusammen und erweiterte das Aufgabenspektrum um Automatisierungstechnik und Robotik. In zahlreichen Werken von Automobilherstellern und Zulieferern in Mitteldeutschland, aber auch in den USA, in Mexiko, in China oder in Russland hat das AKE-Team beigetragen, Wertschöpfungsprozesse effizienter, sicherer und nachhaltiger zu gestalten. Etwa 85 Prozent des Geschäfts spielt sich im Automotive-Bereich ab. „Für uns lief 2020 vieles besser als gedacht. Wir konnten während des Frühjahrs-Lockdowns dank lokaler Projekte durcharbeiten. Auch die Zulieferungen funktionierten in unserem Bereich. Das verdanken wir einem eingespielten Netzwerk, denn wir können viele Leistungen in der Region einkaufen“, sagt Uwe Schneider.
Auch wenn momentan die Großprojekte weitestgehend abgearbeitet sind, ist er für 2021 dennoch optimistisch. Etwa die Hälfte des normalen Jahresumsatzes stand Ende 2020 bereits in den Büchern.