Kauf- und Steueranreize fördern bei Unternehmen einen Umstieg in Richtung e-mobiler Fahrzeugflotten. Dabei treten jedoch wie im Fall der Gemeinhardt Service GmbH Roßwein Schwachstellen in der Infrastruktur deutlich zutage.
Als Dirk Eckart den vorerst einzigen Elektro-Pkw der Spezialgerüstbau-Firma zum Laden mit dem Dieselaggregat verbindet, trauten jüngst einige Fernsehzuschauer ihren Augen nicht. „Wir haben bewusst diese Überspitzung in Szene gesetzt, um auf ein gravierendes Problem aufmerksam zu machen – die nicht ausreichende Stromanschlussleistung für den Betrieb einer E-Fahrzeugflotte“, sagt der Geschäftsführer der Gemeinhardt Service GmbH, der das Unternehmen zusammen mit Walter Stuber führt.
Der im Gewerbegebiet Roßwein angesiedelte Betrieb verfügt über einen 60-kV-Anschluss, mit dem der Strombedarf für Büros, Lager und zwei 11-kW-Ladesäulen gedeckt wird. „Das zweite E-Auto, das bestellt ist und bald kommt, kann parallel mit dem ersten geladen werden, ebenso die sechs E-Bikes, die unsere Mitarbeiter auch privat gern fahren. Mehr geht dann aber nicht“, betont Dirk Eckart. Dabei würde der Spezialgerüstbauer seine gegenwärtige Flotte von neun Lkw, sechs Pkw und fünf Kleintransportern in noch größerem Umfang auf neue Antriebstechnik umstellen. So ist der zweite E-Pkw für eine Büroangestellte bestimmt, die das Fahrzeug auch privat nutzen kann. Dieses Angebot gibt es bei Gemeinhardt übrigens für jeden Mitarbeiter. „Gerade für kurze Strecken zur Arbeit, zur Kita oder Schule bietet sich elektrisches Fahren als umweltfreundliche Mobilität an. Auch für unsere Bauleiter, die in der Region agieren, kommen E-Pkw in Frage. Das gilt ebenso für die Teams, die mit Kleinbussen montags in unsere Niederlassung Braunschweig fahren und freitags zurückkommen“, zählt der Geschäftsführer Einsatzmöglichkeiten auf. Hinzu kommt auch der Ersatz bisheriger Diesel- durch E-Lkw. „Das wird sicher noch etwas dauern, denn hier sind die Preise momentan einfach zu hoch“, schränkt Dirk Eckart ein.
Es sind nicht nur die Kauf- und Steueranreize, die bei Gemeinhardt Antrieb für den Umstieg zu neuer Mobilität geben. Das Unternehmen setzt seit vielen Jahren auf umweltfreundliche Technologien. So sorgt bereits seit 1998 eine Photovoltaik-Anlage für warmes Duschwasser. Aktuell plant das Unternehmen eine weitere, noch größere Anlage für die Klimatisierung des Bürogebäudes und den Betrieb einer Ladesäule und investiert dafür rund 100.000 Euro.
Damit ist das Stromproblem für den E-Fuhrpark jedoch nicht gelöst. Es gab bereits vor einiger Zeit das Angebot für eine zweite Leitung, die das knapp 50 Mitarbeiter zählende Unternehmen etwa 150.000 Euro kosten würde, jedoch nur bedingt Mehrwert bringt. Nach den Fernsehbildern sei nun Bewegung in die Angelegenheit gekommen. „Der Netzbetreiber hat sich bei uns gemeldet. Gemeinsam wollen wir nach einer für beide Seiten sinnvollen Lösung suchen. Damit haben wir endlich Aufmerksamkeit für dieses bei der Mobilitätswende bisher vernachlässigte Thema erreicht“, betont der Geschäftsführer.