Der kroatische Sportwagenhersteller Rimac Automobili setzt bei der Entwicklung seines elektrischen Supersportwagens C_Two auf sächsische Kompetenzen. Im IAV-Entwicklungszentrum Stollberg testet er neben anderen Bauteilen das Herzstück des neuen Fahrzeugs, den knapp 2000 PS starken E-Antrieb. Gemeinsam mit dem in Hartmannsdorf bei Chemnitz ansässigen Prüfdienstleister SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH ermittelt IAV auch die Reaktion der Komponenten auf extreme Temperaturen und ihre elektromagnetische Verträglichkeit.
Eine Spitzengeschwindigkeit von 412 km/h, ein Motordrehmoment von 2.300 Nm und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als zwei Sekunden: Mit diesen Leistungsdaten soll der C_Two, das zweite Modell des E-Sportwagenherstellers Rimac, schon im kommenden Jahr ausgeliefert werden. Für die Rimac-Techniker bedeutet die extreme Kraft des von ihnen entwickelten Antriebs ein Arbeiten im Grenzbereich – gerade wenn es am Ende des Entwicklungsprozesses darum geht, den Sprung in die Serie der weltweit homologierten Supersportwagen zu schaffen und zu garantieren, dass die Komponenten im Dauereinsatz zuverlässig und reibungslos funktionieren. In dieser finalen Phase leistet IAV wertvolle Unterstützung: Das Engineering-Unternehmen kooperiert mit Rimac bei Testungen der elektrischen Antriebsstränge des C_Two und berät Rimac bei der finalen Entwicklung der entsprechenden Komponenten.
Chris Porritt, Technikvorstand bei Rimac Automobili, sagt: „Wir arbeiten intensiv daran, dieses Fahrzeug exakt so zu gestalten wie wir es uns vorgestellt hatten: eine neue Generation von Supersportwagen, die eine außergewöhnliche Leistung und ein völlig neuartiges Fahrgefühl entfesseln. Zugleich wird es eine technische Meisterleistung aus entwicklungstechnischer Sicht sein. Angesichts der Power des Fahrzeugs ist für uns entscheidend, dass alles reibungslos funktioniert. Daher freuen wir uns, mit Spezialisten wie IAV auf der Zielgeraden der Entwicklung bei Testungen und Feinabstimmungen zusammenzuarbeiten.“
Erik Schneider, Fachbereichsleiter E-Traktion & Hybridsysteme bei IAV, sagt: „Rimac hat sich binnen weniger Jahre eine hervorragende Marktposition erarbeitet. Die Fertigungs- und Entwicklungstiefe von Rimac ist beeindruckend. Wir freuen uns umso mehr, dass wir Rimac als Spezialisten für elektrische Sportwagen mit unserer Expertise in der seriennahen Entwicklung und dem damit verbundenen Testing unterstützen können.“ Bei den Tests fokussiert sich IAV auf die 600 und 1.000 kW starken Antriebseinheiten an Vorder-und Hinterachse – entwickelt und gefertigt von Rimac. Sie bestehen je aus zwei E-Maschinen, zwei Getrieben und einem Inverter. Diese Komponenten stellt IAV auf den Prüfstand, um etwaige Unsicherheitsfaktoren und technische Fehler zu identifizieren, und sie gemeinsam mit Rimac zu analysieren und zu beheben. IAV greift dabei auf Erfahrung bei Messungen im Grenzwertbereich aus namhaften Sportwagenprojekten zurück.
Härtetest für Komponenten und Prüfstände
„Die hohe Leistung des Antriebs ist einmalig. Sie bedeutet nicht nur für die Komponenten einen Härtetest, sondern auch für unsere Prüfstände, die mit bis zu 1MW Leistung arbeiten müssen“, sagt Fachbereichsleiter Schneider. „Die Prüfstands-Infrastruktur in Stollberg erlaubt es uns, die Komponenten wiederholt unter Laborbedingungen mit verlässlichen und reproduzierbaren Prüfparametern zu testen. Auf diese Weise können wir gezielt nach Schwachstellen suchen und sie in den finalen Entwicklungsschritten mit Rimac beseitigen.“
Darüber hinaus übernehmen IAV und SLG die Umwelttests an den Antriebssträngen sowie die EMV-Prüfungen des C_Two. „Mit unserer langjährigen Prüferfahrung von Elektrofahrzeugen und ihrer Komponenten freuen wir uns, dass sich IAV auch bei diesem Projekt für unsere Testlabore in Hartmannsdorf entschieden hat“, sagt der Geschäftsführer der SLG, Thomas Frank. „Als akkreditiertes Prüfinstitut und durch die örtliche Nähe zu IAV können wir schnell und effizient die für die Serienreife notwendigen Prüfungen durchführen.“
Mithilfe der Tests zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) wird sichergestellt, dass die im Fahrzeug verbaute Elektronik weder Funksysteme noch andere Fahrzeuge stört oder von diesen gestört werden kann. Die verschiedenen Umweltprüfungen stellen sicher, dass die Antriebe unter allen möglicherweise auftretenden Umgebungsbedingungen, wie extreme klimatische Belastungen, Vibrationen oder Fahrten unter regnerischen Bedingungen, zuverlässig funktionieren – und damit das Fahrzeug zur Serienreife qualifiziert werden kann.