Prof. Dr. Johann Zitzelsberger hat an der Fakultät Elektrotechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) die Professur für elektrische Maschinen und Antriebe angenommen. Vor allem die Idee der ALL ELECTRIC SOCIETY lockte den Bayern wieder nach Sachsen.
Prof. Dr. Johann Zitzelsberger kann viele Erfahrungen aus seiner langjährigen Tätigkeit als Entwicklungsingenieur für hochintegrierte Maschinen und Antriebssysteme in der Lehre zu Grundlagen, Entwurf und Simulation elektrischer Maschinen bzw. elektrischer Antriebe an die Studierenden weitergeben. „Elektrische Antriebe sind heute neben der Sensorik die entscheidende Schnittstelle innerhalb der Prozessautomatisierung. Themen wie Topologien und Dynamik bedürfen einer innovativen Weiterentwicklung. Gerade hier spielt die zunehmende Digitalisierung eine herausragende Rolle, mit der ich mich die letzten fünf Jahre sowohl aus organisatorischer als auch aus technischer Sicht besonders intensiv auseinandergesetzt habe“, beschreibt Prof. Zitzelsberger seine Sicht auf sein Lehrgebiet und die Verbindung zu klassischen Themen der elektrischen Maschinen und Antriebe.
Netzwerken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Dass der Bayer sich für eine Professur an der WHZ beworben hat, hing vor allem mit der an der Hochschule verfolgten Idee der ALL ELECTRIC SOCIETY zusammen: „Hier schlägt die WHZ einen Weg ein, der die technische Ausprägung unserer zukünftigen Gesellschaft auf einen plakativen Nenner bringt. Neben der gesamten Digitalisierungswelle dürfen wir nämlich nicht vergessen, dass am Schluss neben Informationen auch immer noch Energie zu transportieren ist. Dies im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Thematik zu beleuchten, ist genau der richtige Schritt, für den wir neben innovativen Ideen vor allem auch kreative Fachkräfte benötigen. Beides lässt sich aus meiner Sicht an der WHZ optimal verwirklichen“, so Prof. Zitzelsberger.
Der Professor kannte die Zwickauer Hochschule schon aus seiner früheren Studien- und Promotionszeit an der TU Chemnitz. Seitdem ist sie Teil seines Netzwerks gewesen. Und Netzwerken ist für den Elektrotechniker ein ganz entscheidender Faktor seiner Arbeit. Dabei versteht er sich als Dienstleister und Schnittstelle für Unternehmen und Forschung. „Mir ist Interdisziplinarität sehr wichtig. Ich möchte meine Kontakte zur Wirtschaft kundenzentriert nutzen und mit den Kompetenzen der WHZ verbinden“, erklärt Prof. Zitzelsberger. „Netzwerken ist für mich enorm wichtig, schließlich geht es an einer Hochschule ja auch darum, am Ball zu bleiben, oder anders ausgedrückt, die Wirtschaft im Blick zu behalten. Aus diesem Grund bin ich in vier großen Verbänden engagiert. In der Bundesvereinigung mittelständischer Unternehmer (BVMU), im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), im Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) und im Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE). Darüber hinaus halte ich engen Kontakt mit den Kompetenzzentren Mittelstand 4.0. und der Plattform Industrie 4.0.“
Unterstützung bei Transformationsprozessen in Zulieferindustrie
Um mehr Partner in ein Boot zu holen, möchte er seine Professur und die sich daraus ergebenden Forschungs- und Dienstleistungen sehr intensiv mit den Unternehmen der Region verknüpfen. Hier helfen dem Professor seine intensiv gepflegten Kontakte. Mit der IHK hat er für das nächste Jahr bereits Schulungen in der vorlesungsfreien Zeit im Auge. Sein Hauptthema ist die aktive Unterstützung des Transformationsprozesses bei der Produktentwicklung. „Der Wandel vom Verbrenner zum E-Fahrzeug ist für viele Automobilzulieferunternehmen eine große Herausforderung. Hinzu kommt der steigende Anteil digitaler Wertschöpfung“, so Prof. Zitzelsberger. „In der Region Südwestsachsen und darüber hinaus gibt es viele Unternehmen in diesem Bereich, die durch eine Kooperation nachhaltige Vorteile z. B. durch die Unterstützung beim Risikomanagement oder der Analyse von Prozessen, die mit dem elektrischen Antriebsstrang in Verbindung stehen generieren können“, so Prof. Zitzelsberger über seinen Blick auf die heimische Wirtschaft.
Das Thema Forschung will der Neu-WHZler systematisch und vor allem orientiert an den Bedürfnissen der regionalen Wirtschaft in den nächsten Monaten angehen. Mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) möchte Prof. Zitzelsberger eine Bedarfsanalyse zu Forschungsthemen erstellen, daraus Schwerpunkte ableiten und diese gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen an der WHZ interdisziplinär bearbeiten.
Zur Person:
Prof. Dr. Johann Zitzelsberger wurde 1971 in Bogen/Niederbayern geboren. Nach einer Ausbildung zum Energieelektroniker (Fachrichtung Anlagentechnik) studierte er Elektrotechnik an der TU Chemnitz. Dort promovierte er 2006 auf dem Gebiet der elektrischen Antriebstechnik zum Thema „Raumzeigermodulation zur Verringerung gleichtaktbedingter Lagerströme“. Ab 2007 entwickelte er bei der ESW GmbH hochintegrierte Antriebselektronik für mobile Anwendungen und leitete zahlreiche Entwicklungsprojekte als technischer Projektleiter. 2013 wechselte er in das Seniormanagement und verantwortete als technischer Leiter bei der Pfannenberg GmbH die Entwicklung, das Produktmanagement sowie den Kundendienst technischer Anlagen der Schaltschrankklimatisierung und Signaltechnik. Seit 2015 ist Dr. Zitzelsberger Geschäftsführer der sys-o-tec innovation consulting, einer Entwicklungsagentur, die auf die technologische Ausgestaltung des Megatrends Industrie 4.0 spezialisiert ist und die digitale Transformation in der Energie- und Antriebstechnik vorantreibt.