Per Smartphone-App auf der „Grünen Welle“ Mit Ampelphasen-Assistenten umweltschonend und entspannt im Stadtverkehr unterwegs

Projekt CITRAM: Per App auf der „Grünen Welle“ fahren. Chemnitz ist Partner in einem Modell-vorhaben zu diesem Thema.
Per App auf der „Grünen Welle“ fahren. Chemnitz ist Partner in einem Modell-vorhaben zu diesem Thema. (Foto: Alexas Fotos/Pixabay)
17.09.2020 | Redaktion Autoland

Wenig aufeinander abgestimmte Ampelschaltungen haben wohl schon jeden Autofahrer geärgert. Doch hier geht es nicht allein um das individuelle Wohlbefinden. Eine Verkehrssteuerung in Echtzeit trägt zum kraftstoffsparenden Fahren bei und verhindert Staus, die Menschen wie Umwelt gleichermaßen belasten. Im Projekt CITRAM wird an diesem Thema gearbeitet.

Die Abkürzung steht für Citizen Science for Traffic Management und ist zugleich Programm. In Zusammenarbeit mit Bürgern einer Stadt werden neue Wege für das städtische Verkehrsmanagement erforscht. Eingebunden in das Projekt des Bundesverkehrsministeriums ist neben Hamm und Krefeld auch Chemnitz. Hier entstanden Teststrecken auf drei vielbefahrenen Straßen der Stadt.

CADA-Partner unterstützen Projekt

Zwischen Ende Juni und Ende August 2020 erhielten Autofahrer die Möglichkeit, mit Hilfe von Smartphone-Apps ihr Fahrverhalten an die Schaltungen der Ampelanlagen anzupassen. Die dazu notwendigen Online-Informationen zur Steuerung der Ampeln lieferte das Verkehrsmanagementsystem der Stadt, das für eine Datenübertragung in Echtzeit mit der entsprechenden Software aufgerüstet wurde. Zu den freiwilligen Testfahrern gehörten auch viele Profis für das automatisierte und vernetzte Fahren: Mitarbeiter der in der Chemnitz Automated Driving Alliance (CADA) zusammenarbeitenden Unternehmen, die neue Technologien für nachhaltige Mobilität entwickeln.

Zum Einsatz kamen die Apps „[ui!] ECOMAT“ und „enviroCar“. Hinter „[ui!] ECOMAT“ verbirgt sich der sogenannte Ampelphasen-Assistent. Dieser zeigt dem Kraftfahrer an, wie lange die nächstfolgende Ampel voraussichtlich noch rot oder grün zeigen wird. Dies führt dann zu Empfehlungen für die Fahrweise an die Kreuzung, um so den Kraftstoffverbrauch bzw. die Batteriebeanspruchung der Fahrzeuge zu reduzieren. Bei „enviroCar“ besteht der persönliche Nutzen für die Teilnehmer darin, die eigenen Fahrten auszuwerten, wie beispielsweise den Vergleich des Kraftstoffverbrauchs und der Fahrzeiten auf alternativen Fahrtrouten. Die Stadt erhält anonymisierte Daten, um die Qualität der Grünen Wellen zu überwachen.

Technische und finanzielle Herausforderungen lösen

Die Stadt Chemnitz verbindet mit dem Projekt CITRAM zwei wesentliche Anforderungen: Zum einen müssen für eine zeitgemäße Verkehrssteuerung für den Ampelphasen-Assistenten Prognoseverfahren zum Einsatz kommen, die verkehrsabhängige Steuerungsverfahren ausreichend genau abbilden. In einer Stadt wie Chemnitz, in der die Priorisierung des ÖPNV eine zentrale Rolle spielt, ist diese Voraussetzung unerlässlich. Zum zweiten ist für eine flächendeckend erfolgreiche Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Ampelanlagen auch die finan­zielle Ausstattung der Städte angemessen zu berücksichtigen. Die aus technischer Sicht naheliegende Lösung, jede einzelne Ampelanlage zusätzlich mit Roadside Units (RSU) für die Kommunikation mit den Fahrzeugen auszurüsten, steht derzeit außer Frage. Eine kostensparende Alternative könnte der „Umweg“ über die städtische Verkehrsmanagementzentrale sein, wenn hierfür das technische Problem der zu hohen Übertragungszeiten gelöst werden kann. Die bisher für Verkehrsmanagementzen­tralen gängigen Systeme liefern die Online-Daten der Ampelanlagen mit zeitlichen Verzögerungen von bis zu ca. 30 Sekunden.

Für das Funktionieren eines Ampelphasen-Assistenten ist jedoch eine Absenkung auf etwa vier bis sechs Sekunden nötig. Um dies zu erreichen, sollen die Verkehrsmanagementsysteme der beteiligten Städte im Zuge von CITRAM mit geeigneten Software­anpassungen ertüchtigt werden.

Projekt CITRAM

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