Mit EMBATT bis zu 1000 Kilometer vollelektrisch fahren Sächsische Industrie- und Forschungseinrichtungen entwickeln eine neue Batterie-Generation

Michael Clauß koordiniert bei IAV die Arbeiten im Projekt EMBATT
Michael Clauß koordiniert bei IAV die Arbeiten im Projekt EMBATT, in dem Partner aus Industrie und Forschung an einer neuen Generation von Batteriesystemen für das elektrische Fahren arbeiten. Am Modell wird deutlich, dass die rot gekennzeichnete planare Lithium-Batterie nur wenige Zentimeter hoch ist und direkt in den Fahrzeugboden integriert werden kann. (Foto: Ina Reichel)
20.06.2017 | Redaktion Autoland

Die Batterie ist noch eine Schwachstelle für den Durchbruch der Elektromobilität. Der Automobilentwickler IAV, der Produktions­technik-Experte thyssenkrupp System Engineering und der Materialspezialist Fraunhofer IKTS verfolgen deshalb einen neuen Ansatz für eine höhere Energiedichte, mehr Reichweite, geringere Systemkosten und damit deutlich mehr Akzeptanz für das elektrische Fahren. Mit der EMBATT-Technologie sollen bis zu 1000 Kilometer vollelektrisches Fahren ohne Nachladen möglich werden.

Michael Clauß zeigt auf eine schmale rote Platte im Boden eines Fahrzeugmodells. Sie verdeutlicht das Ziel der von EU, Bund und Land Sachsen geförderten Forschungsprojekte für die Tech­nologie EMBATT. „Wir arbeiten an einer groß­flächigen, planar aufgebauten Batterie, die direkt ins Chassis integriert wird. Der Energiespeicher besteht aus bipolaren, gestapel­ten Zellen, von denen jede einzelne maximal 300 Mikrometer dünn ist. Jeweils zwei Zellen teilen sich einen Ableiter. Dieser Sandwichaufbau aus bipolaren Elektroden löst die bisherigen Zell- und Modulgrenzen auf und ermöglicht es, den Anteil von Speichermaterial signifikant zu erhöhen. Das neue EMBATT-Zelldesign ist ein entscheidender Hebel für die Systemverbesserung“, erläutert der Diplomingenieur, der für IAV das Projekt koordiniert, die innovative Technologie.
Dank der deutlich reduzierten Systemkomplexität planen die Forschungspartner aktuell eine Energiedichte von 500 Wh/l, was in Zukunft durch Materialsubstitution noch ge­steigert werden soll. „Das ist etwa das Doppelte heutiger Serienbatteriesysteme mit zylindrischen, prismatischen oder Pouch-Zellen, die nur einen geringen Volumenausnutzungsgrad gestatten“, informiert Michael Clauß. Die verringerte Kleinteiligkeit trägt bei, die Herstellungskosten zu reduzieren.

IAV Adorf Batterietest

Batteriezellen, die bereits Standards der Serienfertigung erfüllen, testet IAV in Adorf, einem Standort des Entwicklungszentrums Chemnitz/Stollberg. (Foto: IAV)

Der in Berlin ansässige Engineering-Partner IAV, der ein Entwicklungszentrum in Chemnitz/Stollberg betreibt, bringt in das Projekt die komplette Entwicklungsexpertise von der Fahrzeugkonzeption, Fahrzeugsicherheit, Batterieauslegung, Konstruktion bis hin zur Applikation der Steuergerätesoftware ein. Das Fraunhofer IKTS steuert sein Wissen um die Entwicklung maßgeschneiderter Ma­te­ri­a­lie­n und spezieller Verfahren zur Elektro­denherstellung bei. thyssenkrupp System Engineering befasst sich mit dem Produk­tionsprozess und der notwendigen Technik zur Herstellung der Batterien.
Alle drei Partner sind für das 2014 gestartete Projekt auch räumlich eng zusammengerückt. Im Technikum von thyssenkrupp in Pleißa bei Chemnitz arbeiten sie gemeinsam am Integrationskonzept EMBATT, das für „chassis-embedded energy“ steht. Auf dem Weg von der Grundlagenforschung bis zur Serienproduktion sind bereits wichtige Schritte realisiert. So wird im Technikum ge­genwärtig ein teilautomatisierter Her­stell­prozess für Batterien im A3-Format aufgebaut, die ca. ab Mitte 2017 von den IAV-Mitarbeitern getestet werden. Für die angestreb­ten 1000 Kilometer Reichweite wird eine ca. 1,50 mal 2,00 Meter große und zehn Zentimeter dünne Batterie gebraucht. Bis dahin ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten. „Der Beginn der Industrialisierung wird für 2020 prognostiziert, um bis 2025 Serienbatterien in größerer Stückzahl fertigen zu können. Die Technologie EMBATT stößt bei OEMs in und außerhalb von Deutschland auf großes Interesse“, haben Michael Clauß und die weiteren Projektpartner erfahren.

www.iav.com

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