Die Veränderungen in der Automobilindustrie stellen vor allem Komponentenhersteller für den verbrennungsmotorischen Antriebsstrang vor große Herausforderungen. Mögliche Technologie- und Marktentwicklungen vorausschauend zu analysieren, Geschäftsfelder zu verifizieren und proaktiv die zukünftige Ausrichtung zu gestalten, diese Strategie fährt die KOKI TECHNIK Transmission Systems GmbH.
Fakt ist, dass der Entwicklungspartner und Produzent von inneren Schaltsystemen für Automobil- und Getriebehersteller weltweit auch in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten Schaltgabeln, Schaltdome und Parksperren für konventionelle Getriebe liefern wird. „Dieser Markt wird
bis 2030 international sogar noch wachsen, allerdings sehr heterogen“, sagt Geschäftsführer Daniel Sonntag. „In Europa gilt es, sich als stabiler Lieferant für einen stagnierenden Markt aufzustellen, auf dem zunehmend Doppelkupplungsgetriebe zur Serienausstattung gehören und manuelle Getriebe an Bedeutung verlieren. In den automobilen Wachstumsmärkten werden über einen längeren Zeitraum noch Handschaltgetriebe dominieren“, so der Geschäftsführer.
KOKI stellt sich auf die unterschiedlichen Anforderungen ein. Das Unternehmen passt die Strukturen seiner momentan drei deutschen Standorte mit rund 750 Mitarbeitern an die Situation in Europa an. Dazu gehört die Schließung des bisherigen Hauptsitzes Niederwürschnitz und die Verlagerung der Produktion ins knapp 30 Kilometer entfernte Glauchau. Optimierte Prozesse, eine effizientere Kostenstruktur sowie verbesserte Investitionsmöglichkeiten sind wesentliche Effekte dieser bis 2021 geplanten Zusammenlegung. Der dritte Standort Jahnsdorf wird als Technologiecenter weiter ausgebaut.
Wer nicht in China ist, wird bald auch nicht mehr in Europa sein
Darüber hinaus ist das Unternehmen bereits seit 2008 in Indien aktiv und seit 2013 in China. 2017 startete KOKI eine Fertigung im weltgrößten Automobilmarkt. „Diese Schritte sind wir aufgrund der globalen Marktanalyse gegangen, um dort vor Ort zu sein, wo das Wachstum stattfindet. Zudem passiert die Getriebeproduktion auf Weltplattformen. Das heißt, wer nicht in China ist, wird irgendwann auch nicht mehr in Europa sein“, verweist Daniel Sonntag auf die heimische Arbeitsplatzsicherung durch Internationalisierung.
Parallel zu diesen Aktivitäten arbeiten die rund 60 Konstrukteure, Designer, Projekt- und Vertriebsexperten bei KOKI an neuen Produkten. „Wir wissen, dass die Elektromobilität kommt und nehmen die damit einher gehenden Veränderungen ernst. Dazu gehören die Erhöhung der Ressourceneffizienz und die Verringerung der CO2-Belastung“, betont der Geschäftsführer.
Patentierte Leichtbau-Technologie eröffnet neue Perspektiven
Die Eigenentwicklung CarNaTrix unterstützt genau diese Ziele. Hinter diesem Kürzel steht eine patentierte Leichtbau-Technologie auf Basis von Verbundwerkstoffen. Daraus können beispielsweise Schaltgabeln gefertigt werden, die aus einem mit Kunststoff umspritzten Carbon-Einleger bestehen. Bei Tests in Getrieben von Sportwagen haben sie ihre enorme Belastbarkeit bereits bewiesen. Gegenüber herkömmlichen metallischen Varianten sind sie außerdem um rund ein Drittel leichter und können in einem Schuss gefertigt werden, was wiederum Teilezahl und Montageaufwand reduziert. Das „One-Shot“-Verfahren ermöglicht außerdem die Integration von Funktionselementen wie RFID-Chips, die u. a. intelligent Bauteile überwachen. Die Technologie ist nicht auf Getriebekomponenten beschränkt. Einsatzmöglichkeiten bieten ebenso Fahrwerk und Karosserie. Ein aktuelles Entwicklungsthema ist eine Schaltschwinge für die Elektromobilität.
KOKI gehört seit 2014 zum chinesischen Staatskonzern Avicem und beschäftigt mit seinen Auslandsstandorten insgesamt 1300 Mitarbeiter.