Mehr als 200 Journalisten aus 25 Ländern waren vor Ort, als Volkswagen in der dritten Septemberwoche 2018 in der Gläsernen Manufaktur Dresden erste Details zur neuen elektrischen ID-Familie vorstellte und zugleich die Kommunikationskampagne ELECTRIC FOR ALL einläutete.
Elektromobilität für Millionen und nicht für Millionäre, so will Volkswagen den Weg in ein neues automobiles Zeitalter gehen und damit nach dem Käfer und dem Golf mit der ID-Familie erneut das Thema Massenmobilität weltweit vorantreiben. Technologische Basis für die Zeitenwende hin zu E-Antrieb und Digitalisierung ist der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB). Bis 2025 sollen bereits 25 Prozent aller Konzernfahrzeuge elektrifiziert sein, wie Lars Dittert, Standortleiter der Gläsernen Manufaktur, betonte. Weltweit investiert VW 34 Milliarden Euro in die Technologie. 16 Standorte in Europa, Nordamerika und China werden in einer ersten Welle zehn Millionen E-Autos über alle Marken hinweg produzieren, so der Plan. Startpunkt dieser Welle ist Sachsen. Zwickau wird für 1,2 Milliarden Euro zu einem reinen E-Fahrzeug-bauenden Werk umgerüstet. Ab November 2019 sollen die ersten ID die Fabrik verlassen. Ab Jahresmitte 2020 ist vorgesehen, in Zwickau nur noch E-Autos auch anderer Konzernmarken zu fertigen. In der Gläsernen Manufaktur, in der zurzeit täglich 72 e-Golf hergestellt werden, wird künftig ebenfalls die Fertigung eines ID-Elektroautos geplant.
E-Auto zu Dieselkosten
Mit dem ID-Kompaktwagen will VW ein Elektroauto mit den Außenmaßen eines Golf, dem Innenraum eines Passat zu den Kosten eines Diesels anbieten. Herzstück der neuen Fahrzeugarchitektur ist die Batterie im Fahrzeugboden. Das spart Platz, drückt den Schwerpunkt nach unten und ermöglicht eine optimale Gewichtsverteilung von nahezu 50:50 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse. Die Skalierbarkeit der Batterie, VW-Entwickler sprechen hierbei gern vom Schokoladentafel-Prinzip, ermöglicht Reichweiten zwischen ca. 330 und über 550 Kilometer nach dem neuen WLTP-Zyklus. Die Batteriezellen kauft VW bei LG und Samsung. An der Zellentwicklung und -fertigung arbeitet der Konzern jedoch verstärkt inhouse. Dazu entsteht in Salzgitter ein eigenes Kompetenzzentrum. Langfristiges Ziel ist eine neue Feststoffbatterie. Dafür investiert VW in das junge Unternehmen Quantumscape.
Drei Rechner statt vieler Steuergeräte
Angetrieben wird der ID über einen Elektromotor in der Hinterachse. Dort sind auch 1-Gang-Getriebe und Leistungselektronik integriert. Zusätzlich kann ein weiterer E-Motor in der Vorderachse platziert werden und den ID so mit Allradantrieb ausstatten. Da kein Verbrennungsmotor Raum beansprucht, können die Achsen weit nach außen versetzt werden und Platz im Innenraum schaffen. Eine komplett neue Elektronikarchitektur, die den ID zu einem voll vernetzten Online-Fahrzeug macht, baut auf drei Hochleistungsrechner statt vieler Steuergeräte auf. ICAS 1 (ICAS steht für In-Car-Application-Server) steuert die Fahrfunktionen, ICAS 3 ist für das System eines Augmented-Reality-Headup-Displays vorgesehen und soll herkömmliche Instrumententafeln überflüssig machen, ICAS 2 schließlich wird mittelfristig das automatisierte Fahren ermöglichen.
Etwa bis zu 25 Prozent weniger Teile
Der kompakte Wagen, mit dem die ID-Familie in den Markt startet, wird mit etwa 20 bis 25 Prozent weniger Teilen auskommen als ein Verbrenner-Golf. Während es bei Fahrwerk, Karosserie oder Interieur nur wenig Änderungen im Teilespektrum gibt, entfallen zahlreiche Komponenten im Antriebsstrang. Dafür werde sich die Wertschöpfung in Bereichen wie Batterie und Hochvolttechnik erhöhen, so die VW-Ingenieure. Das System der großen Batterien umfasst mit Zellen und weiteren Komponenten bis zu 2500 Teile.
Die VW-Manager betonen, dass mit der MEB-Plattform alles an Zukunftstechnologien in den Genen dieser neuen Fahrzeuggeneration angelegt ist und dass mit diesem Konzept Skaleneffekte erreicht werden, welche die noch vorherrschende Diskrepanz zwischen Reichweite und Preis eines Elektroautos auflösen werden.